RUW Report 100

21 RUW Report — 09/2020 ZUCHT RZEuro oder kurz RZ€ – ein neuer Gesamtzuchtwert Seit der August-Zuchtwertschätzung gibt es einen neuen deutschen Gesamtzuchtwert, der die deutsche Holstein- welt revolutioniert. Keineswegs wird das Rad der Holstein- zucht neu erfunden, aber mit diesem Gesamtzuchtwert RZ€ wurde ein Index aus der Taufe gehoben, der klaren, betriebswirtschaftlichen Grundsätzen folgt. „Züchterla- tein“ bleibt weitgehend außen vor. Zeigefinger können viele sicher mehr angefangen als mit reinen Relativzahlen, zumal diese auch noch die Gefahr in sich bergen, falsch interpretiert zu werden. Grenzgewinn ist der ökonomische Parameter Ganz wichtig ist, dass es sich bei der Zusammen- stellung des RZ€ um eine reine Grenz- Betrachtung geht – also um den Grenzgewinn. Wie hoch ist der Effekt eines bestimmten Zuchtwert-Merkmals auf die Wirtschaftlich- keit. Bei dieser Betrachtung bleiben alle anderen Fakto- ren unverändert. Denn in der Zucht bzw. in der Genetik geht es ja immer darum, zusätzliche Effekte von zum Beispiel höherer Michleistung (kg Milch) oder späterem Abgang (= längerer Nutzungsdauer, RZN) oder weniger Mortellaro (DDcontrole) oder weniger Euterentzündungen (RZEuterfit) zu beurteilen. Die Grundlagen zur Berech- nung von Erlösen und vor allem der Kosten basieren auf fundierte Informationen aus der Praxis der Milchvieh- haltung (Betriebszweigauswertungen der LWK) und der Veterinärmedizin (z.B. Großtierpraxen) sowie auf aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten zu dieser Thematik. Das Leben einer Kuh Eine weitere Bezugsgröße ist, dass sich der RZ€ immer auf das Leben einer Kuh bezieht. Das durchschnittliche produktive Leben einer Holsteinkuh in Deutschland (also von der 1. Abkalbung bis zum Abgang) beträgt 1.100 Tage oder 3,01 Jahre bzw. 2,7 Laktationen. Welche Merkmale sind relevant? Die große Aufgabe eines Gesamtzuchtwertes ist es, die wirtschaftlich bedeutsamen Merkmale, von denen auch Zuchtwerte vorliegen, untereinander so zu gewich- ten, dass jedes Merkmal seiner betriebswirtschaftlichen Bedeutung gerecht wird. Kleiner Exkurs: Futtereffizienz Der neue RZ€ bietet für die Anpaarungsentscheidungen neue Perspektiven. Eine neue, greifbare Zahl RZ steht in diesem Fall eher für „ R ichtig Z üchten“ als für „RelativZuchtwert“, denn der RZ€ ist eben kein kryptisch anmutender RelativZuchtwert, unter denen man sich in der Regel weder phänotypisch noch ökonomisch etwas vorstellen kann. Der RZ€ gibt an, wie hoch Gewinnunter- schiede pro Leben einer Kuh (in Euro) sein können. Je höher der RZ€ zum Beispiel eines Bullen ist, umso höher ist sein Beitrag an der wirtschaftlichen Überlegenheit sei- ner Nachkommen. Hat ein Bulle einen RZ€ von beispiels- weise 2.500 Euro, dann leistet er den Beitrag an seine weibliche Nachkommenschaft, dass diese 1.250 Euro (also vom Zuchtwert die Hälfte, weil der Bulle ja nur 50 % der Gene seiner Nachkommen beeinflusst) mehr Geld in ihrem Kuhleben verdient, als ein durchschnittlicher Bulle mit RZ€ = 0. Und mit einem Wert zwischen Daumen und

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