RUW Report 101

15 RU W Report — 12/2020 ZUCHT Anforderungen erfüllen 69 der KuhVisions-Betriebe, die schließlich für die Auswahl berücksichtigt worden sind. Die 15 Betriebe mit dem höchsten Zuchtfortschritt (Gruppe 1) und die 15 Betriebe mit dem geringsten Zucht- fortschritt (Gruppe 2) nahmen an der Befragung teil. Diese fand persönlich auf Basis eines Fragebogens mit den Betriebsleitern statt. In der Tabelle 1 sind die Unterschiede im gRZG deut- lich sichtbar: Primäre Gründe für höheren Zuchtfortschritt: + Intensive Selektion von Jungtieren + Bestehender Zusammenhang zu Flä- chenausstattung und Pachtkosten + Konzentration auf wenige Merkmale in der Züchtungsstrategie + Intensiverer Einsatz von gesextem Sperma + Nutzung von Embryotransfer und/ oder In-Vitro-Fertilisation bzw. Zu- kauf von Embryonen + Zur Person: Ann-Christin Fry ist 23 Jahre alt und kommt aus Albersloh. Sie war lange Zeit „das Gesicht“ unserer HerdScan-Kampagne. Nach ihrer Ausbildung zur Landwirtin folgte das Studium Agrarwissenschaften an der Fachhochschule in Osnabrück. Tabelle 1: Unterschiede im gRZG gRZG (2014) gRZG (2019) Zuchtfortschritt RZG-Punkte Gruppe 1 104,32 128,34 24,02 Gruppe 2 108,64 122,97 14,33 In der Tabelle 2 sind die Betriebsstrukturen der be- fragten Betriebe dargestellt. Der größte Unterschied liegt in der Flächenausstattung. So wird deutlich, dass die Be- triebe mit einem höheren Zuchfortschritt weniger Fläche zu höheren Pachtpreisen zur Verfügung haben. + Betriebliche Entscheidungen sollten gut überlegt, konsequent und nachhaltig getroffen werden, denn: „Züchten bedeutet Denken in Generationen." Der Einsatz von genomischen Bullen liegt imMittel bei beiden Gruppen über dem durchschnittlichen Einsatz in Deutschland. Allerdings bietet dieser hohe Einsatz von genomisch getesteten Vererbern in Kombination mit der genomischen Selektion der weiblichen Tiere ein sehr gro- ßes Potential für den genetischen Fortschritt. Ergebnisse Durch diese Arbeit wird deutlich, dass es eine klare Strategie gibt, den Zuchtfortschritt gezielt zu verbessern. Die intensive Selektion von Jungvieh auf Basis der ge- nomischen Daten trägt enorm dazu bei. Bei vielen Be- trieben besteht ein Zusammenhang zwischen der Jung- tierselektion und der Flächenausstattung. Häufig sind die zur Verfügung stehenden Flächen bzw. die Pachtkosten ein limitierender Faktor, um den eigenen Tierbestand zu begrenzen. Die Selektion bei den Kälbern mit Hilfe der genomischen Daten ist hier zielführend. Die Auswahl von wenigen Merkmalen in der Zucht- strategie macht Sinn, denn: Je weniger Merkmale be- rücksichtigt werden, desto höher ist die Gewichtung jedes einzelnen Merkmals. Der Einsatz von gesextem Sperma führt dazu, dass mehr weibliche Kälber zur Auswahl der nächsten Ge- neration stehen. Dadurch wird die Selektionsintensität erhöht und somit auch der Zuchtfortschritt. Entscheidend hierfür ist vor allem die innerbetriebliche Intensität des Einsatzes von gesextem Sperma. Das verkürzt nicht nur das Generationsintervall, son- dern erhöht gleichzeitig auch die Selektionsintensität und führt letztendlich zu einem höheren Selektionserfolg. Der Zukauf von Embryonen bringt ebenso einen Vorteil mit sich. Denn dadurch ist es möglich, die eigene Herde zu ergänzen und sie mit neuem genetischem Material zu erweitern. Ann-Christin Fry Tabelle 2: Betriebsstrukturen der befragten Betriebe Gruppe 1 Gruppe 2 Alter (Jahre) 44 47 Kuhzahl 153 161 Fläche (ha) 121,67 171,6 Pacht (€/ha) 584,67 553,43 Weidehaltung (% der Kühe) 33,3 33,3 Die Betriebe, die einen hohen Zuchtfortschritt erzielt haben, lassen bei ihren Tieren Embryotransfer durch- führen.

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