RUW Report 101

26 RU W Report — 12/2020 REPORTAGE Die natürliche Brunst funktioniert noch immer am besten. Über das Brunsterkennungsprogramm können auch die Tiere, die nur nachts Brunstsymptome zeigen, erfasst werden. In einem Betrieb von unserer Größe ge- hört ein Brunsterkennungsprogramm, ist sich die Familie Adrian sicher. Herdentypisierung für den wirtschaftlichen Erfolg Das Zuchtziel ist Leistung, gefolgt von Gesundheit und Nutzungsdauer. Aktuell sind ca. 20 % der reinen Holstein- herde Rotbunt. Selektiert wird nach den oben genannten Merkmalen und nicht nach der Farbe. Die abgelieferte Milch- menge liegt aktuell bei 9.700 kg Milch je Kuh und Jahr und soll auf 10.500 kg gesteigert werden. Vor zwei Jahren wurde mit der Herdentypisierung gestartet und die genomischen Zuchtwer- te finden sich in der tatsächlichen Leistung wieder. „Am Anfang waren wir skeptisch, ob das alles so stimmt, daher haben wir auch Tiere mit einer schlechten prognosti- zierten Leistungsvererbung behalten. Heute bereue ich, dass wir diese Kälber damals nicht direkt ausselektiert haben“, so der junge Landwirt Christian Adrian. Mittler- weile spielt auch der neue RZ€ eine wichtige Rolle bei der Selektion und Anpaarung. 20 % der Kühe werden mit einem Fleischbullen der Rasse Weißblaue Belgier oder Inra 95 besamt. Bei den Rindern und guten Kühen wird jetzt schon teilweise gesextes Sperma eingesetzt. Ummit Hilfe der Herdentypisierung noch besser selektieren zu können, wird dieser Anteil in den nächsten Jahren steigen. Über das BAP-Anpaarungsprogrammwerden die richtigen Bullen ausgewählt und angepaart. Die Adrians setzen fast ausschließlich genomische Bullen ein. Die Töchter von Basical und Balu haben bereits abgekalbt, jetzt kommen die Pace Red- und Cover-Töchter in Milch. In den letzten Jahren wurde viel Fighter und Chassy eingesetzt. Nachdem jahrelang Andreas Kemmerling zur Kuhein­ stufung kam, ist Familie Adrian über Christoph Pröbsting zu HerdScan gekommen. Vor zwei Wochen hat sich Bene- dikt Große, der künftig das Gebiet von Andreas Kemmer- ling übernimmt, vorgestellt. Hierbei hat Benedikt Große gemeinsammit Christoph Pröbsting auch einen Einblick in das neue NETRINDgenom Berater-Tool gegeben. Im neuen Berater-Tool ist die gesamte Herde auf einen Blick zu sehen und die Milchviehhalter können noch bessere Entscheidungen hinsichtlich Se- lektion und Anpaarung treffen. Gute Mitarbeiter Sohn Christian hat nach sei- ner landwirtschaftlichen Lehre die Höhere Landbauschule in Herford besucht. Seitdem unterstützt er seinen Vater als volle Arbeitskraft auf dem Betrieb, während seine Frau einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach- geht. Die Kinder (Leni 5 und Lias 3 Jahre) sind tagsüber im Kindergarten. Aktuell läuft der Betrieb noch auf den Vater Günter (63), in Kürze soll dieser aber an den Sohn Christian (35) übergeben werden. Die meisten Außenarbeiten werden auf dem Betrieb Adrian selbst durchgeführt. Nur bei der teuren Erntetech- nik wie Maishäckseln, Ladewagenfahren, Mähdrusch oder Strohpressen kommt der Lohnunternehmer ins Spiel. Zu- sätzlich zu Vater und Sohn arbeiten auf dem Betrieb noch zwei Fremdarbeitskräfte plus eine Praktikantin. Die Jahre zuvor hatte Familie Adrian anstelle der zweiten Fremd- arbeitskraft einen Auszubildenen. Da sich Vater Günter mehr aus dem Betrieb zurückziehen will, ist künftig noch ein zusätzlicher Auszubildender geplant. Bei der Familie Adrian werden die Mitarbeiter als Familienmitglieder gesehen. So kümmert sich Mutter Hannelore um das tägliche Wohl aller. „Wir lieben diese Gemeinschaft und schätzen den Austausch von fach- lichen Themen bei den Mahlzeiten“, so Günter Adrian. Liane Krauter Technik im Kuhstall: Lely hilft beim Füttern und GEA unterstützt beim Melken und der Brunsterkennung. Christian mit seinem Vater Günter Adrian im neuen Kuhstall. Dahinter ist der alte Boxenlaufstall zu sehen. „Wir lieben die Gemeinschaft mit unseren Mitarbeitern und schätzen den Austausch von fachlichen Themen bei den Mahlzeiten.“ + „Um mit Hilfe der Herdentypisierung noch besser selektieren zu können, wird der Anteil an gesextem Sperma in den nächsten Jahren steigen.“

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