RUW Report 102
21 RUW Repor t — 05/2021 ZUCHT Die weibliche Seite spielt also für das Zuchtprogramm eine große Rolle. Wie gestaltet die PhönixGroup die Bearbeitung der weiblichen Population? Schnoor: Unser Bestreben ist die Bearbeitung der bes- ten weiblichen Tiere „direkt“ vor der Haustür. Wir wün- schen uns einen Anteil von 70-80 % heimischer Rinder, die von uns dann intensiv züchterisch genutzt werden können. An der Spitze haben wir sogenannte „Top-Do- noren“, mit denen wir intensivste Reproduktion über OPU, IVP und ET planen, so dass wir von Ihnen am Ende ca. 30-40 Embryonen gewinnen wollen. Bei dieser starken Konzentration auf die genetische Spitze darf man auch die genetische Vielfalt nicht aus dem Auge verlieren. Auch hier ergeben sich neue Vorteile durch den großen geographischen Wirkungskreis der Phö- nixGroup. In den unterschiedlichen Regionen herrschen nicht nur verschiedene züchterische Philosophien, son- dern es kommt demnach auch unterschiedliche Genetik zum Einsatz. Ingo Schnoor sprach davon, was die Kunden in der Bullenbeschreibung gerne lesen. Welche Kriterien sind denn für die PhönixGroup Sire-Analysten entscheidend, damit ein Bullenkalb angekauft wird? Meinikmann: Der RZG und RZ€ sind für uns beim Ankauf eindeutig die beiden Leitplanken, an denen sich die Selektion der Bullenkälber anlehnt . Das gilt eben- so für die weibliche Seite. Auch das Exterieur spielt für uns weiterhin eine Rolle, zudem die Gesundheitszucht- werte und weitere Parameter, die vielleicht am Ende bei Nichtbeachtung die Vermarktungsfähigkeit des Bullen einschränken. Die Bullen, die wir als PhönixGroup an- kaufen, wandern alle in einen Bullenpool, aus dem sie nach einem Verteilschlüssel den Stationen zur Auswahl angeboten werden. So hat jede Organisation mal die „erste Wahl“ aus dem Bullenpool und die Chance, sich den „Klassenprimus“ herauszupicken. In Bezug auf die Abstammung haben wir jetzt durch die PhönixGroup den Vorteil, dass wir die Anzahl der auf den Stationen angekauften Bullen mit ähnlichen Pedi- grees besser im Blick haben. Wir können nun effizient darauf achten, dass wir die nötige Varianz erhalten und die Bullen sich bei der späteren Vermarktung nicht „selbst im Weg stehen“. Stichwort ähnliche Pedigrees und Vermarktungsfähigkeit. Was qualifiziert einen Bullen als Bullenvater und wie motivieren Sie ihre Züchter, erfolgversprechende Anpaarungen vorzunehmen? Schnoor: Landwirte, die mit uns diese Anpaarungen besprechen, sind natürlich von den aktuellen züchteri- schen Trends bereits vorgeprägt. Wir müssen ein hohes Maß an Ver trauen vom Landwir t entgegengebracht bekommen, um auch mal eine Anpaarung durchzu- setzen, bei der der eingesetzte Bulle vielleicht nicht absolut der höchste in den Zuchtwerten ist. Wir stehen dabei dem Landwirt gegenüber in der Pflicht, dass das Produkt unserer Überlegungen auch auf dem Markt Absatz findet. Auch hier muss man den Erhalt der Blut- linienvielfalt und die Orientierung an der Top-Liste in Einklang bringen. Meinikmann: Gerade die Hornlos-Zucht hat durch die intensive genomische Selektion extrem an Fahrt aufge- nommen. Im RUW-Gebiet hat sich die Hornlos-Genetik bereits über mehrere Jahre etabliert und nimmt nun auch im gesamten Phönix-Zuchtprogramm eine wichtige Rolle ein. Die ET-Verträge wurden für alle PhönixGroup-Part- ner vereinheitlicht. Hornlose Anpaarungen werden nun um 300 € höher, nämlich mit 1.000 Euro, bezuschusst. Schließlich werden hornlose Bullenkälber am Ende auch vertraglich besser bezahlt als die gehörnten Kollegen mit einem identischen Zuchtwertniveau. Der Handel mit wertvoller Genetik beschränkt sich ja nicht nur auf das Bundesgebiet. Wie plant die PhönixGroup züchterisch international zu agieren? Schnoor: Die Zuchtarbeit auf dem internationalen Parkett ist für uns ja nicht neu. Wir planen, im Jahr rund 1.000 Embryonen aus dem Ausland zu importieren. So können wir unseren interessierten Züchtern auch Gene- tik, die im eigenen Land nicht verfügbar ist, kostengüns- tig zur Verfügung stellen. Diese stammt hauptsächlich weiterhin aus führenden Holstein-Ländern, in denen wir schon vorher bestehende Geschäftsbeziehungen hatten. So können wir weiterhin von unserem guten Ruf als sol- vente Kunden für die ausländischen Partner profitieren. Wenn wir das Gespräch jetzt also richtig summieren, hat die PhönixGroup gleich drei Eisen im Feuer, um optimale Zuchterfolge erzielen zu können? Meinikmann: Meiner Meinung nach ist das Char- mante an der PhönixGroup die Zusammenführung von verschiedenen, züchterisch erfolgreichen Pfaden. Sowohl die enge Betreuung bei der Anpaarungspla- nung und Zusammenarbeit mit unseren Züchtern vor Ort als auch die Arbeit mit Stationsdonoren und den modernen Reproduktionstechniken ET, OPU und IVP sowie als dritte Säule der Import von interessanter Genetik in Form von Embryonen aus dem Ausland sind für uns alle kein Neuland. Aber dass wir diese drei Sparten nun auf diesem maximal hohen Niveau fahren können, ist der herausragende Fortschritt für uns in der PhönixGroup.
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