RUW Report 95

Besamung RUW REPORT Nr. 95 1/2019 | 39 Fleckvieh hat viele Farben „Fleckvieh, das ist doch die Rasse mit den weißen Köpfen!“ so die Aussage die einem entgegen- schlägt wenn man sich im Norden und Westen Deutschlands bewegt. Diese Aussage ist nicht ver- wunderlich, hat man doch gerade in der Anfangsphase der Einkreuzung auf andere Rassen dies den Betrieben oftmals so erklärt, dass bei der Rasse Fleckvieh der weiße Kopf dominant ist. Mittlerweile arbeiten viele Betriebe mit Fleckvieh und stellen fest, dass auch anderes herauskommen kann. Vor allem auch Farbe auf den Köpfen. MÄSTER STRAFEN DIES AB „Jetzt habe ich schon wieder ein Kalb mit rotem Kopf! Da zieht mir der Mäster richtig was ab.“ Das ist aktuelle Stand der Dinge. Deshalb gilt es an dieser Stelle einmal auf- zuräumen mit dem Irrglauben, dass Fleck- vieh nur eine Farbe besitzt. Fleckvieh- Tiere gibt es von weiß, gelb über hellbraun bis dunkelbraun. Gedeckt oder gescheckt. Und am Kopf mit kleinen Au- genflecken oder auch großem Augenfleck, auch mal mit Backenflecken, eine Blesse oder vielleicht nur mit einem weißen Stern auf der Stirn ausgestattet. Das ist alles mög- lich! Das alles ist Fleckvieh und kommt nicht von einem vermehrten Rotbunt – Einsatz. Dieser ist so gut wie nicht mehr vorhanden! Oftmals wird behauptet, diese Tiere seien viel schlechter im Fleisch und hätten einen schwächeren Typ. Das ist komplett falsch! Dieses Merkmal wird gerne genutzt, um den Preis zu drücken, hat aber keinerlei fachlichen Hintergrund. WELCHE LINIE BRINGEN FARBE INS SPIEL? Haben Sie zum Beispiel Bullen eingesetzt wie Humid (FW 105), Vanstein (FW 111), Waldbrand (FW 100), Wille (FW 100), Mahango Pp (FW 112), Ostende (FW 107), oder ganz aktuell Vitamin (FW 136)? Allein dann steigt bereits die Wahrscheinlichkeit bei Ihnen stark an, dass der weiße Kopf der Vergangenheit angehört und sie wunder- schöne Zeichnungen be- kommen. Doch blicken wir doch einmal auf die Fleischwerte dieser Bul- len. Diese sind nämlich bei all diesen Beispie- len durchschnittlich bis stark überdurchschnitt- lich. So ist Vitamin z. B. der FW- stärkste Bul- le beim Fleckvieh und macht jeder Fleischrasse Konkurrenz. Stark eingesetzte Bullen die mit höchster Sicher- heit helle Köpfe bringen sind zum Beispiel Mani- go (FW 105), Imposium (FW 94), Romel (FW 98) oder im Hornlosbereich Polled Pp (FW 87) oder Solero PP (FW 82). KEIN ZUSAMMENHANG FLEISCHWERT UND FARBE Blicken wir bei diesen Polen auf die Fleischwerte: „Können Sie hier feststellen, dass diese Linien eindeutig besser sind?“ Im Gegenteil: Man sieht hier, dass Farbe und Fleischwert nichts miteinander zu tun hat. Es ist also an der Zeit damit aufzuräumen. Gefordert ist jeder! Der Landwirt, der sei- nen Mäster vor Ort auf dem Hof hat, mit ihm die Diskussion nicht zu scheuen und Vitamin ihm vielleicht genau diesen Artikel vor die Nase zu halten. Vermarktungsorga- nisationen, solche Kälber nicht als geringer zu bewerten nur aufgrund ihrer Farbe. Und letztendlich auch wir, die Zucht und Besa- mungsorganisationen, dahinter zu stehen, dass unsere Farbe innerhalb der Population mit Sicherheit nicht weniger wird. Bullen wie Rau, Wille oder Mahango tauchen in vielen Pedigrees auf. Und auch die Linien mit weißen Köpfen werden gerne mit den anderen kombiniert. MEHRWERT FARBE „Komm mal mit, ich zeig Dir meine Lieb- lingskuh!“ so letzthin auf einem Betrieb ein fünfjähriges Mädchen, das mich mit in den Stall zerrte. Dort angekommen zeigte sie mir ihre Lieblingskuh in der Leistung und im Exterieur nichts Besonderes. „Aber warum ist das denn deine Lieblings­ kuh?“ habe ich gefragt. „Das ist mein Sternchen, die hat nur einen weißen Stern auf der Stirn und das ist doch so schön.“ Gehen Sie doch mal in sich und denken Sie an Ihr Lieblingstier der Kindheit. Es waren immer die besonderen Tiere. Unsere nächs- te Generation motivieren solche Tiere in den Stall zu gehen. Farbe kann also durch- aus etwas Positives sein. Nutzen wir dies und motivieren unsere nächste Generation, wenn wir dies doch in unserer Population haben. Die Nachteile, die in den Köpfen zu finden sind, sind defacto nicht existent die Fleischwerte sind erheblich besser als der Durchschnitt der Population bei diesen Bullen. Dies haben bereits wissenschaftli- che Arbeiten belegt. Setzen wir also darauf, Fleckvieh ist die multifunktionalste Rasse der Welt. Und neben ihrer Multifunktionalität bringt sie auch noch Multicolor! Andrea Hefner Bereichsleiterin Tierzucht und Export Besamungsverein Neustadt a. d. Aisch e.V. Das beste Beispiel, dass es keinen Zusammenhang zwischen Far- be und FW gibt. VITAMIN macht Farbe am Kopf und FW 136! Unsere künftigen Landwirte lieben solche Kälber.

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