RUW Report 96

Reportage RUW REPORT 42 | Nr. 96 5/2019 Mit Daten zum Erfolg „Mit Hilfe der digitalen Unterstützung können wir in unserer Herde noch bessere und auf Fakten basierende Entscheidungen treffen.“ Im Klever Stadtteil Rindern, genauer gesagt auf Gut Endhiusen, liegt der Stammbetrieb der Siebers Oyvernest Milch KG. Der Herd- buchbetrieb wird von der Familie Siebers, welche stolz darauf ist, die Blutlinien ihrer Kühe bis zum Jahr 1910 zurückverfolgen zu können, in vierter Generation bewirtschaf- tet. 140 schwarz- und rotbunte Milchkühe, inklusive der weiblichen Nachzucht standen bis zum Jahr 2009 auf Gut Endhiusen. Ne- ben der Bullenmast fungierte eine Puten- mast als weiteres Standbein. Im Jahr 2009 erfolgte mit dem neuen Milchviehstall für knapp 600 Kühe im Klever Stadtteil Griet- hausen ein großer Wachstumsschritt. Da die weibliche Nachzucht mehr Stallkapazitäten benötigte, wurde im Zuge der Erweiterung auf die Bullenmast verzichtet. Im Jahr 2011 entstand in Griethaus eine Biogasanlage und 2012 die Stallerweiterung auf fast 800 Kuhplätze. Mit dem Ziel, später den elterlichen Be- trieb zu übernehmen, hat Judith Siebers Agrarökonomie in Bonn studiert. Obwohl die Herdengröße deutlich über dem west- deutschen Durchschnitt liegt, sieht Judith Siebers ihn als familiengeführtes landwirt- schaftliches Unternehmen und sie hat allen Grund dafür. Wenngleich viele Arbeiten von Fremdarbeitskräften verrichtet wer- den, ist die Familie Siebers voll in den Be- trieb integriert. Judith Siebers ist seit 2000 die Hauptverantwortliche für den Bereich Milchvieh, während sich Ehemann Mar- cel überwiegend um die Putenmast und die Biogasanlage kümmert. Neben Judiths Eltern, welche ihre eigenen Arbeits- und Verantwortungsbereiche haben, leben auf dem Hof die beiden Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. DIGITALE UNTERSTÜTZUNG Familie Siebers hat schon lange erkannt, dass sich durch digitale Unterstützung Ar- beitsbereiche auslagern oder vereinfachen lassen. Schon zu der Zeit, als sich Judith noch im Studium befand, hat Vater Leo Sie- bers auf computergestützte Anpaarung ge- setzt. Kein Wunder, dass BAP von der ers- ten Stunde an zur bessern Anpaarung der Kühe zum Einsatz kam. Bei KuhVision war der Betrieb Siebers ebenfalls von Beginn an dabei. „Die Möglichkeit, meine Tiere noch gezielter anzupaaren, sehe ich als großen Vorteil“, so Judith Siebers, die weiter er- gänzt: „Die schlechteren Kühe sollten nicht mit Zuchtbullen besamt werden, denn in der jüngsten Generation sehe ich anhand der Daten den größten Zuchtfortschritt.“ Im Rahmen des Betriebswachstums wurden sehr viele Tiere zugekauft und die genomi- schen Zuchtwerte der Tiere sind das beste Mittel auf dem Weg zu einer gleichmäßi- gen Herde. FAKTENBASIERTE ENTSCHEIDUNGEN „Wir müssen das richtige Handwerkszeug für eine zukunftsfähige Herde und einen zukunftsfähigen landwirtschaftlichen Be- trieb haben“, argumentiert Judith Siebers und nennt KuhVision hierfür als Beispiel. Die Herdentypisierung bietet ihr den Vor- teil, eine glasklare Analyse zu machen und faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. Durch KuhVision ist Judith Siebers gezwungen, sich noch intensiver mit ihrer Milchviehherde auseinanderzusetzen. Die Flächen im Landkreis Kleve sind begehrt, was zur Folge hat, dass ungefähr 20 % der züchterisch uninteressanten Kühe mit Fleischbullen belegt werden. Um mehr Ge- schwindigkeit in den Zuchtfortschritt zu bekommen, werden im Gegenzug die 20 % besten Jungrinder mit gesextem Sperma besamt. Bei den jungen Kälbern wird nach den Daten aus KuhVision wenig selektiert. Am meisten wird im Alter bis zu einem Jahr selektiert, dann können schon die nachfol- gend geborenen Tiere zum Vergleich her- angezogen werden. Als Selektionskriterien dienen die Daten aus KuhVision und die aktuellen Gesundheitsdaten. So werden beispielweise Tiere, die eine Lungenentzün- dung hatten ausselektiert. Judith Siebers freut sich, wenn ab April die Gesundheits- daten für jedes Tier vorhanden sind und somit noch besser selektiert werden kann. ERKENNBARER ZUCHTFORTSCHRITT „Wir wollen die langlebige, gesunde Kuh“, definiert Judith Siebers ihr Zuchtziel. „Züch- terisch orientieren wir uns an Milch, Nut- zungsdauer und Fundament. Milch steht bewusst an erster Stelle, denn jede Kuh hat ihren Erhaltungsbedarf und beim Thema Nachhaltigkeit ist die Lebenstagsleistung ein wichtiger Punkt“, erklärt sie weiter. Beim Fundament wird vor allem auf die Bewe- gung geachtet. Ein Problem bereiten noch immer die zu steilen Beine, die in den letz- ten Jahrzehnten das Zuchtgeschehen domi- nierten. Am auffälligsten sind die züchteri- schen Fortschritte beim Jungvieh zu sehen. „In dem ersten KuhVisons-Jahr haben wir nur Ohrmarken eingezogen und Daten ge- Das heutige Jungvieh sind die Kühe von morgen.

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