RUW Report 97

50 RUW Report — 09/2019 EXTRA Das Management von Trockenstehern im Sommer Milchkühe sind tagtäglich unterschiedlichsten Stres- soren ausgesetzt (siehe Abbildung). Diese beeinträchti- gen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere. Um genauere Aussagen über diese komplexen Zusammen- hänge treffen zu können, wurde in den letzten Jahren viel zu diesem Thema geforscht. Besonders interessant sind die Ergebnisse zum Einfluss von Hitzestress auf die trockenstehenden Kühe. Hier einige wissenschaftlich belegte Fakten: ++ Gekühlte Kühe = stabilere Futteraufnahme Bei Hitzestress lässt die Futteraufnahme nach und wird unregelmäßiger. Die Protein- und Energieversor- gung wird schlechter. Bei laktierenden Tieren sinkt die Milchleistung. Bei trockenstehenden, also hochträchtigen Tieren, kann dies bereits zu Stoffwechselproblemen vor der Geburt führen. Aber auch die Entwicklung des ungebo- renen Kalbes leidet unter der mangelhaften Protein- und Energieversorgung. ++ Gekühlte Trockensteher = höhere Milchleistung in der nächsten Laktation und höhere Milchleistung in der nächsten Generation Investitionen im Jungvieh- und Trockensteherstall werden häufig aufgeschoben, da die Vorteile nicht direkt sichtbar sind. Verschiedene Versuche beweisen einen direkten positiven Effekt auf die Milchleistung in der Folge- laktation. Also ist die Ventilation der Trockensteher eine der rentabelsten Investitionen. Andere Untersuchungen zeigen, dass Kälber, die von Kühen geboren werden, die nicht unter Hitzestress gelitten haben, eine höhere Milch- leistung in der 1. Laktation erreichen. Ein Job für Profis unter den Milchviehhaltern Die Basis für eine gesunde und leistungsfähige Milch- viehherde bildet das Jungvieh. Wie wichtig die intensive Aufzucht von Kälbern ist, weiß jeder Landwirt spätes- tens, seitdem die „metabolische Programmierung“ in aller Munde ist. Dass diese jedoch schon im Mutterleib beginnt, ist noch weitestgehend unbekannt bzw. findet selten Einfluss auf die tägliche Arbeit mit den trocken- stehenden Kühen. ++ Gekühlte Trockensteher = weniger Ketose Kühe, die während des Trockenstandes in kühlen Ställen mit guter Ventilation gehalten wurden, zeigten besonders in den ersten 30 Tagen nach der Kalbung eine deutlich geringere Anfälligkeit für Ketose. ++ Gekühlte Trockensteher = bessere Abwehrkraft Versuche haben gezeigt, dass die weißen Blutkörper- chen bei gut ventilierten Tieren deutlich aktiver sind und sich auch schneller entwickeln. Das hat eine bessere Immunabwehr und somit eine geringere Infektionsanfäl- ligkeit zur Folge, da eindringende Bakterien von den wei- ßen Blutkörperchen bzw. Leukozyten gefressen werden. ++ Gekühlte Trockensteher = bessere Kolostrumqualität Die Klimagestaltung während der Trockenstehzeit hat direkten Einfluss auf die Kolostrumqualität und somit auf den Aufzuchterfolg. Kühe, die unter Hitzestress gelitten hatten, produzierten deutlich weniger Immunglobulin G. Außerdem nahmen die Kälber dieser Kühe das Kolostrum und somit die Immunglobuline schlechter auf. Daraus resultiert eine höhere Krankheitsanfälligkeit. Quelle: Bradford et al. 2015 Stressoren Sozialer Stress, Hierarchien Hitzestress Gebärmutterrückb., Metritis Mastitis Durchlässiger Darm Oxidativer Stress Negative Energiebilanz(NEB) Milchfieber Pansenazidose Labmagenverlagerung Ketose Geburtsstress etc. Catecholamines HSP Cytokines Eicosanoids LPS ROS

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=