RUW Report 97

56 RUW Report — 09/2019 BESAMUNG Herdentypisierung + BAP – der konsequente Schritt zu mehr Gesundheit Oben wurden Maßnahmen im Rahmen der Bullenaus- wahl skizziert, es wurde also die männliche Seite be- trachtet. Der Bulle ist aber nur die „halbe Herde“. Mit Hilfe der genomischen Untersuchung der weiblichen Tiere des eigenen Bestandes, kann man nun auch die andere Hälfte der Herde genetisch ins Bild bringen. Das bedeutet, dass jedes weibliche Tier im Betrieb über dieselben Zuchtwer- te verfügt wie ein Besamungsbulle, eben auch über die neuen Zuchtwerte aus dem Bereich Gesundheit. Da kann sich natürlich jeder schnell ausmalen, welche gewaltigen Potenziale man mit der Information über seine weiblichen Tiere bezüglich Eutergesundheit oder Fruchtbarkeit hat. Denn diese Zuchtwerte liegen schon im Alter von 3 bis 5 Wochen vor. Weit unterdurchschnittliche Kälber kann man dann vorzeitig verkaufen und die verbleibenden Tiere mit Hilfe von BAP gezielt anpaaren. Man „erkauft“ sich diese extrem wertvolle Information einmalig im Leben eines weiblichen Tieres für einen Betrag von 25,50 € (zzgl. MwSt.) und ab dem 1. Oktober 2019 von 23,00 €. Weitere Informationen zu HerdScan finden Sie auf Seite 24. Erste Analysen zeigen, dass die Betriebe, die von Anfang an ihre gesamte Herde haben typisieren lassen (was seit drei Jahren möglich ist) und konsequent bei der Selektion für die Remontierung der Herde und bei der An- paarung für die nächste Kuhgeneration im Stall arbeiten, deutlich mehr Zuchtfortschritt – auch im Gesundheits- bereich - machen als Betriebe, die nicht typisieren. Um es deutlich zu sagen: diese Betriebe haben schlichtweg weniger Euterentzündungen und weniger Mortellaro im Bestand. Genomische Zuchtwerte bestätigen sich in der Praxis In der grafischen Darstellung (gRZEuterfit und % Mas- titis) ist der Zusammenhang zwischen dem genomischen Zuchtwert für Eutergesundheit (RZEuterfit) und dem Auf- treten (Inzidenz) von Euterentzündungen zu sehen. Im Projekt KuhVision wurden 20.406 Kühe bezüglich Euter- entzündungen beobachtet. Man hat diese Tiere nach ih- rem genomischen Zuchtwert für Mastitisanfälligkeit, dem gRZEuterfit, eingeteilt. Es wurden vier Klassen gebildet, also gut 5.100 Kühe je Klasse, von den 25 % schlechtesten Tiere für gRZEuterfit bis zu den 25 % besten für dieses Merkmal. Dann hat man ausgezählt, wie hoch die tat- sächlich auftretende Frequenz von Euterentzündungen in der den jeweiligen 4 Klassen ist. Und das Ergebnis ist eindeutig: die beiden Gruppen „unter 25 % gZW“ und „beste 25 % gZW“ unterscheiden sich um 18 Zuchtwertpunkte (93 bis 111). In der Gruppe der 25 % schlechtesten für gRZEuterfit (93) hatte jede 5. (=20 %) eine Euterzündung in der Gruppe der 25 % Bes- ten nur jeden 14. (=7 %). Wie gesagt: diese Daten liegen bereits beim kleinen Kalb vor, so dass man hier früh eine „Notbremse“ ziehen kann. Betriebe, die von Beginn an die Herdentypisie- rung nutzen und konsequent danach selektie- ren und anpaaren, haben weniger Probleme bei der Euter- und Klauengesundheit im Bestand. 118 112 106 100 94 88 82 118 110 102 94 86 78 70 200 180 160 140 120 100 80 24% 20% 16% 12% 8% 4% 0 Genomischer Zuchtwert und phänotypische Leistung (1. Laktation) untere 25 % gZW untere 25 % gZW gZW-RZS gZW MAS ZZ Ø 1. -3.PM 1. Laktation MAS-Inzidensrate % 50-74 % 50-74 % 26-49 % 26-49 % beste 25 % gZW beste 25 % gZW 182 20 104 14 99 12 92 7 Phänotypischer Mittelwert ZZ in Tsd. Ø gZW-RZS Ø gZW-RZS ++ gRZS und Zellzahlen (1.-3. PM) Auswertung eines KuhVisions-Betriebes ++ gRZEuterfit und % Mastitis Auswertung Projekt KuhVision Phänotypischer Mittelwert MAS n = 79 Ø gZW = 105 Ø ZZ = 120 n = 20406 Ø gZW-MAS = 105 Ø MAS- Inzidensrate = 13% Quelle: VIT

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