RUW Report 98

42 RUW Report — 02/2020 REPORTAGE Interessante Genetik Derzeit steht ein HOTSPOT P-Sohn aus der Zucht von Biermann bei der RUW kurz vor dem Produktionsstart. Seine Mutter ist seit 200 Tagen in Milch und gibt als Erstlaktierende noch 40 kg. Die Großmutter melkt in der zweiten Laktation nach über 300 Tagen ebenfalls noch über 40 kg. Dies ist kein Wunder, denn die Biermann-Herde steht für Leistungsfreude, wie die 12.000 kg Herdenschnitt zeigen. Ein Grund für die hohen Leistungen ist sicher- lich auch die längere Zwischenkalbezeit von 460 Tagen. Marcel Biermann besamt seine Kühe bewusst nicht so früh, denn die Kalbung ist immer die schwierigste Phase und die hohe Leistung lässt eine freiwillige Verlängerung der Zwischenkalbezeit zu. Bestes Beispiel, dass dieses System funktioniert, zeigt die Laudan-Tochter Natascha. Sie steht aktuell mit ihrem achten Kalb trocken und hat schon über 140.000 kg Milch produziert. Insgesamt haben auf demBetrieb in den letzten fünf Jahren neun Kühe die 100.000 kg-Grenze überschrit- ten. Drei weitere Kühe stehen kurz vor dieser magischen Grenze und Natascha hat sogar mehr als 10.000 kg Fett und Eiweiß erreicht. Über die ge- samte Herde gesehen, liegt die Lebensleistung bei 56.000 kg. Bei der Bullenauswahl wird schon immer auf Fundament und Euter Wert gelegt. Die Beine sollen nicht zu steil sein, Beckenneigung und Strichlänge ebenfalls im optimalen Bereich. Bei den Eutern ist eine gesunde Mischung zwischen Robotereignung und festen, hohen Eutern mit gutem Zentralband wichtig. Marcel hat den Kuhverstand vom Vater und Onkel geerbt, daher läuft auch die Anpaarung im Kopf. „Der Bulle muss zur Kuh passen. Wenn ich die Vorteile später am Tier sehe, kann ich die Spermakosten vernachlässigen“, so der leiden- schaftliche Züchter. Herzstück des Betriebs ist der 2015 neu gebaute Bo- xenlaufstall, der Platz für 120 Kühe bietet. Das Melken wird von zwei DeLaval-Melkrobotern erledigt. Vor dem Neubau war die Überlegung Aufhören oder Bauen, aber Aufhören war für die Kuhfanatiker keine Option. Der alte Boxenlaustall war ein ehemals aus den 60ern stammen- der Anbindestall. Dieser wurde Ende der 80er Jahre als Boxenlaufstall für gut 70 Kühe umgebaut. Neben mehr Komfort für Tier und Mensch war die lange Melkzeit im alten 5er-Auto-Tandem-Melkstand ein ausschlaggeben- der Punkt für den Neubau. Mit den zugehörigen Vor- und Nacharbeiten benötigte Familie Biermann damals drei Stunden je Melkzeit. Auch wenn die Biermanns gerne mit ihren Kühen arbeiten, war die lange Zeit in den Gummi- stiefeln doch zu viel. Das Geheimnis der hohen Leistung Das Grünland befindet sich auf einer Höhenlage zwischen 220 m und 550 m, daher wird das Gras aus- schließlich in Rundballen einsiliert. Je nach Aufwuchs kann der Schnittzeitpunkt für die einzelnen Flächen optimiert werden und die Abhängigkeit vom Lohnunter- nehmer entfällt. Trotz Siliermit- teleinsatz kann es vorkommen, dass ein Rundballen mal nicht die optimale Qualität hat, dieser wandert dann sofort in die Ration für die Rinder. 99 % vom ersten und zweiten Schnitt werden an die Kühe verfüttert. Die Wiesen werden, je nach Witte- rung, vier- bis fünfmal im Jahr gemäht. Das Maislegen und Häckseln übernimmt der Lohnunternehmer. Hinterm Stall steht den laktierenden Kühen eine große Wiese zur Verfügung, die im Sommer nach und nach abgeweidet wird. Zu Beginn der Weidesaison ist es immer etwas sportlich, dass trotz Weidegang die 2,8 Melkungen am Roboter eingehalten werden. Die Kühe bekommen eine TMR-Ration, die je zur Hälfte aus Gras- und Maissi- lage plus Rübenschnitzel, Luzerneheu und Ausgleichsfutter besteht. Der neue Boxenlaufstall bietet, neben viel frischer Luft, geräumige Tiefboxen. Nach dem Umzug der Milchkühe wurde der alte Boxenlaufstall umgebaut. In ihm findet nun die weibliche Nachzucht ihren Platz. Sich von Tieren zu trennen, fällt den Bier- manns schwer, hier gibt es immer heftige Diskussionen zwischen den Männern. Damit der Stall nicht überquillt werden 20 % der schlechteren Kühe mit Weiß- Blauen Belgiern besamt. Die Färsen wer- den über die RUW ab Stall verkauft und für die weiblichen Zuchtkälber gibt es einen privaten Abnehmer. Dieser nimmt die Tiere bereits mit einemAlter von zwei Wochen ab. Die Bullenkälber gehen an den Viehhändler. Marcel mit seinen Eltern Inge und Alfred Biermann, Onkel Franz-Josef war leider verhindert. Über 12.000 kg gleitender Herdendurchschnitt mit Melkroboter und Weidegang.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=