RUW Report 99

48 RUW Report — 05/2020 REPORTAGE Eine solche Situation haben wir alle noch nicht erlebt. Die Corona-Krise und die daraus resultie­ renden Maßnahmen beschränken das öffentliche Leben in Deutschland, Europa und weltweit in einer Art und Weise, die uns zu Beginn des Jah­ res 2020 noch als weltfremd vorgekommen wäre. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Landwirtschaft. Wenngleich die Landwirtschaft und somit auch die Vermarktung von Zucht- und Nutzrindern zu den „system- relevanten Tätigkeiten“ gehören, Auswirkungen auf die Preisgestaltung an den Märkten für landwirtschaftliche Produkte haben sich in durch- aus unerfreulicher Ausrichtung ergeben. Kurz gesagt: Die Preise sind in kürzester Zeit erheblich unter Druck geraten. Zu Beginn des Jahres war die Nachfrage nach Remon- tierungsfärsen auf den Zucht- viehauktionen durchweg stabil. Sowohl vom mengenmäßigen Absatz als auch beim Preisniveau verliefen die Auktio- nen sehr zufriedenstellend. Dies änderte sich Mitte März radikal, so dass eine Auktionsvermarktung aufgrund der eingeführten Coronaschutzverordnung nicht mehr mög- lich war. Alternative Vermarktungswege, die ohne Publi- kumsverkehr auskommen, waren die einzige verbliebene Alternative. Sowohl die direkte Ab-Stall-Vermittlung vom Verkäufer zum Käufer als auch die Vermarktung über die Sammelstellen der RUWwurden intensiviert, um Angebo- ten und Nachfragen gerecht zu werden. Das Preisniveau verringerte sich aufgrund der besonderen Situation deut- lich. Durch die im April weiterhin ausbleibenden Nieder- schläge verschärfte sich der Preisdruck nochmals. Wann die Rückkehr zur Auktionsvermarktung wieder möglich sein wird und unter welchen zusätzlichen Auflagen ist zurzeit noch nicht abschließend zu beantworten. Alle Möglichkeiten werden laufend geprüft und hängen stark von den Vorgaben der Kommunen ab. Während der Export innerhalb der EU mittlerweile wie- der in relativ geordneten Bahnen verläuft, ist der Dritt- landsexport aufgrund der bis Ende April bestehenden Einreiseverbote für Personen aus Nicht-EU-Staaten ein wenig ins Stocken geraten. Der bis Mitte März gut funk- tionierende Absatz von tragenden Färsen in verschie- dene Drittländer musste somit eine ungewollte Zwangspause einlegen. Dennoch wird weiter- hin Nachfrage aus verschiede- nen Ländern erwartet, die sich nach Lockerung der Schutz- maßnahmen auch nach und nach realisieren lassen sollte. Die Preisentwicklung wird zwar auch in diesem Segment etwas rückläufig erwartet, allerdings nicht so deutlich wie bei der Auktionsvermarktung. Ganz gleich welche Tiere potentiell auf Ihren Betrieben zur Vermarktung zur Verfügung stehen, melden Sie die Tiere auf den bekannten Wegen weiterhin an. Nur so können wir versuchen, die passenden Absatzwege auch unter Covid-19-Einschränkungen zu finden. Klemens Oechtering Mit dem nötigen Abstand zwischen den Vermarktungsmitarbeitern und unseren Mitgliedern kann die Ab-Stall-Vermarktung auch in Corona-Zeiten aufrechterhalten werden. Aktuelle Marktlage im Frühjahr 2020 + Sowohl die direkte Ab-Stall- Vermittlung vom Verkäufer zum Käufer als auch die Vermarktung über die Sammelstellen der RUW wurden intensiviert, um Angeboten und Nachfragen gerecht zu werden.

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