RUW Report 99

57 RUW Report — 05/2020 BESAMUNG Wie sind Sie bei Ihrer Bachelorarbeit vorgegangen? Die Datenerhebung wurde als Leitfaden unterstütztes Interview auf insgesamt acht Betrieben, jeweils vier in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford/Bielefeld, durchgeführt. Es wurden Betriebe zur Datenerhebung ausgewählt, die in den Parametern Lebensleistung und Nutzungsdauer hervorragende Ergebnisse erzielen. Da die Kriterien Lebensleistung und Nutzungsdauer beson- ders untersucht werden sollen, wurden Betriebe befragt, die sich gerade durch diese Merkmale auszeichnen. An- schließend sollte herausgefunden werden, was Betriebe dieser Regionen anders oder auch ähnlich wie Betriebe in schwächeren Regionen machen. Sie kommen gebürtig aus Ostwestfalen. War das der Grund weswegen Sie Herford/Bielefeld und Minden-Lübbecke untersucht haben? „Rekord: Die leistungsstärksten Milchkühe kommen aus Ostwestfalen“, lautete der Titel eines Artikels, den die Neue Westfälischen Zeitung im Februar 2019 veröffent- lichte. Hier wurde ich auf die Landkreise Herford-Bielefeld und Minden-Lübbecke aufmerksam. Diese Landkreise werden durch eine hohe Lebensleistung und Lebenstags- leistung besonders hervorgehoben und stechen gegen- über anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen hervor (vgl. Tab. 1). Der Kreis Minden-Lübbecke rangiert schon lange Zeit an der Spitze wenn es um Milchleistung geht, aber auch der Kreis Herford-Bielefeld hat in den letzten Jahren hohe Leistungen erzielt und zuletzt Minden-Lübbe- cke sogar übertroffen. Zudem zeichnen sich beide Regio- nen durch einen sehr ausgeprägten Strukturwandel aus. Jetzt die spannende Frage zum Schluss. Zu welchem Ergebnis sind Sie bei Ihrer Bachelorarbeit gekommen? Die Erkenntnisse dieser Arbeit zeigen, dass es keine konkrete Verallgemeinerung für eine optimale Strategie gibt. Die optimale Selektions- sowie Anpaarungsstrategie muss für jeden Betrieb individuell angepasst werden. Dennoch gibt es einige herausgearbeitete Ansätze, die die Voraussetzung für eine hohe Lebensleistung und eine hohe Nutzungsdauer der Tiere zu stellen scheinen, angefangen mit der Optimierung der Kälber- und Jung- viehaufzucht und sorgfältiger Tierkontrolle schon in der Aufzuchtphase. Ein weiterer Ansatzpunkt ist ein niedriges Erstkalbealter und das Erreichen der zweiten Laktation der Färsen. Und was ist mit der Genetik? Wichtiger als die Beachtung der reinen Milchleistung sind bei der Selektion und Anpaarung mit einem pas- senden Bullen die Beachtung der Gesundheitsmerkmale der Tiere. Selektion und Anpaarung müssen von Grund auf an eine hohe Lebensleistung angepasst werden. Des Weiteren gibt es einige Faktoren, die eine hohe Lebens- tagsleistung positiv beeinflussen und fördern. Der wich- tigste Punkt zu Erhöhung der Lebenstagsleistung ist die konsequente Begleitung der Tiere während der Aufzucht und Laktation sowie ein hohes Maß an Tierkontrolle und Tierbeobachtung. Solange an diesen Stellschrauben der Milchviehhaltung gedreht werden kann, können eine hohe Lebensleistung und eine hohe Nutzungsdauer ohne außer- gewöhnlich hohen züchterischen Aufwand erzielt werden. Die RUW bedankt sich bei allen Landwirten, die Herrn Hanemann bei seiner Arbeit unterstützt haben und bei Herrn Hanemann für die Bereitstellung der Ergebnisse. Liane Krauter Die Möglichkeit der Typisierung und die com­ putergestützte Anpaarungs­ beratung sind wichtige Mittel für die Se­ lektions- und Anpaarungsent­ scheidung. Tab. 1: Lebensleistung und Lebenstagsleistung nach Kreisen Kreis Lebensleistung Milch kg Milch kg je Tier je Lebenstag Herford Bielefeld 32.988 16,0 Minde-Lübbecke 31.051 15,4 Recklinghausen 28.131 15,0 Münster 27.952 14,9 Kleve 29.303 14,8 Gütersloh 29.715 14,6 Steinfurt 28.936 14,6 Coesfeld 28.003 14,5 Wesel 29.234 14,4 Warendorf 27.888 14,4 Viersen 28.839 14,2 Borken 27.249 14,2 Paderborn 29.093 14,1 Rhein-Kreis Neuss 28.650 14,1 LKV NRW 28.339 14,1 RUW-Genetik sorgt auch in Ostfriesland für Langlebigkeit. Die CADON-Tochter Italia vom Zuchtbetrieb Kleemann, Burhafe, mit einer Lebensleistung von über 100.000 kg Milch.