Die 285. Zuchtviehauktion in der Rinder-Union West eG in den Zentralhallen am 4. August 2020 war insgesamt von einem verhaltenen Verlauf geprägt, so dass sich die Durchschnittspreise in allen Tierkategorien rückläufig entwickelten. Bei hervorragendem Erntewetter war die Anzahl an heimischen Käufern sehr überschaubar, und so waren es einmal mehr die ausländischen Kunden aus den Niederlanden, Belgien, Spanien und vor allem aus Italien, die für einen geräumten Färsenmarkt sorgten. Am Deckbullenmarkt verblieben nachfragebedingt einige Bullen mehr im Überstand, und am Jungviehmarkt war eine deutliche Zurückhaltung der Käufer zu spüren, an der der kürzlich verhängte Exportstopp für die Drittlandsvermarktung von Zuchtrindern sicherlich seinen Anteil gehabt hat.
Hornlosgenetik besetzt die Preisspitze
Mit 42 Deckbullen war der Augustmarkt sehr gut beschickt. Auch wenn sich die Nachfrage deutlich über dem Julimarkt bewegte, war die große Anzahl nicht komplett an neue Besitzer zu vermitteln, weshalb sich der Durchschnittpreis bei 1.398 € einpendelte. Teuerster Deckbulle des Tages war ein natürlich hornloser Match P-Sohn, gezogen aus einer BRETAGNE-Mutter aus dem bekannten T-Stamm der Zuchtstätte Köster KG aus Steinfurt. Dieser hervorragend entwickelte harmonische Bulle überzeugte neben dem eigenen Zuchtwertprofil mit besten Leistungen und höchsten Inhaltsstoffgehalten von 4,70 % Fett und 3,90 % Eiweiß im Kuhstamm. Ein Züchter aus dem Hochsauerlandkreis sicherte sich den Zuschlag mit dem Gebot von 2.000 €. Nur knapp dahinter platzierte sich ein ebenfalls hornloser Avici-Sohn aus der Zucht von Dirk Baumeister aus Gütersloh, dessen Hornlosigkeit auf seine leistungsstarke und schauerfahrene Powerball P-Mutter zurückgeht. Er wechselte zum Steigpreis von 1.900 € in einen Zuchtbetrieb im Kreis Warendorf. Für 1.700 € im Zuschlag folgte ein Bali-Sohn aus dem Bestand von Heinrich Dammeier aus Petershagen, der mit einem Gesamtzuchtwert von gRZG 148 und besten Werten für Nutzungsdauer und Eutergesundheit überzeugte und zukünftig im Kreis Borken zum Einsatz kommen wird. Den gleichen Preis erzielten Meinolf Heihoff Schwede aus Delbrück für einen reinerbig hornlosen Gold PP-Sohn, der neben einem tadellosen eigenen Erscheinungsbild mit Langlebigkeit und Leistungsbereitschaft im Kuhstamm punkten konnte und in die Städteregion Aachen verkauft wurde, sowie Norbert Havelt aus Warendorf für einen Spark Red-Sohn gezogen aus einer 87 Punkte EFFORT-Mutter, der in den Märkischen Kreis wechselte.
Färsenmarkt ohne nennenswerte Preisspitzen
Wie im Vormonat standen wieder gut 130 Färsen zum Verkauf. Für gut veranlagte Produktionsfärsen mit ausbalancierten Eutern und korrekten Fundamenten waren die Käufer angesichts der weiterhin stagnierenden Milchpreise bereit, marktgerechte Preise zu bezahlen. Bei knapperer Leistung und leichten Mängeln mussten allerdings zum Teil empfindliche Preisabschläge akzeptiert werden, um einen neuen Besitzer zu finden. Letztlich reduzierte sich der Durchschnittspreis im Vergleich zum Vormonat auf 1.541 €. Die Preise variierten zwischen 600 bis 2.000 €, wobei der Höchstpreis von 2.000 € insgesamt neun Mal erzielt wurde. Den Auftakt machte eine Sound System Tochter aus der Zucht von Ludger Sondermann aus Bocholt, die mit 35 kg Einsatzleistung und erstklassigem Exterieur beeindruckte und an einen italienischen Stammkunden verkauft wurde. Der gleiche Käufer sicherte sich auch eine leistungsbereite kapitale ADVENTURE-Tochter aus der Zucht der Effing-Timmermann GbR aus Vreden, die mit Langlebigkeit und Schauerfahrung im Kuhstamm überzeugte. Und noch eine weitere Spitzenfärse trat die Reise nach Italien an. Diese BASICAL-Tochter aus der Zucht von Michael Neve aus Sendenhorst präsentierte sich körper- und euterstark im Auktionsring und verbuchte eine Einsatzleistung von über 40 kg für sich. Mit noch mehr Leistung, einem tadellosen Erscheinungsbild und einem schauerfahrenen Kuhstamm bot auch die Chief-Tochter WIT Pilla das komplette Paket aus Sicht der Käufer und wurde an einem Züchter aus dem Kreis Wesel verkauft. Mechthild Henkelmann aus Wadersloh sorgte mit einer hervorragenden Jerseyfärse, einer Tarheel-Tochter, für mehr Farbe am Rindermarkt. Ein Züchter aus dem Kreis Soest sicherte sich den Zuschlag für diese feinzellige leistungsstarke Topfärse. Aus dem Bestand von Arnold Hartgering aus der Grafschaft Bentheim stammte eine komplette PACE-RED-Tochter, die zukünftig im Hochsauerlandkreis gemolken werden wird. Eine Applejax-Tochter aus der Zucht von Ludger Wiewer aus Drensteinfurt wechselte in den Besitz eines belgischen Stammkunden. Ebenfalls nach Belgien, aber in einen anderen Züchterstall, wechselten eine Kanu P-Enkelin aus der Zucht von Michael Roer aus Everswinkel und eine COVER-Tochter aus dem Bestand von Frank Hötger aus Balve, die den vorgenannten Topfärsen absolut ebenbürtig waren.
Verhaltener Jungviehmarkt
Mit 11 Jungrindern und 28 Zuchtkälbern war das Angebot nicht zu umfangreich und qualitativ ansprechend. Dennoch war eine deutlich Zurückhaltung in der Kaufbereitschaft zu spüren, so dass sich die Durchschnittpreise bei 318 € für die Jungrinder und 160 € für die Zuchtkälber deutlich unter dem ordentlichen Vormonatsniveau einpendelten. Teuerstes Jungrind war eine hervorragend entwickelte Brass-Tochter, die von Martin Fögeling aus Rosendahl gezogen und für 500 € in den Ruhr-Lippe-Kreis verkauft wurde. Ihr folgte eine STABLE-Tochter aus der Zucht von Walter Niestert aus Sendenhorst, die für 400 € in den Kreis Höxter wechselte. Die Preisspitze bei den Zuchtkälbern besetzten zwei hervorragend entwickelte Kälber aus der Zucht von Alexander Drerup aus Steinfurt, die für 300 € zugeschlagen wurden. Eine DREAMER-Tochter, gezogen aus einer CARMANO-Mutter, wurde nach Niedersachsen verkauft, und eine Taz-Tochter wechselte in einen niederländischen Zuchtbetrieb.
Die nächste Zuchtviehversteigerung der Rinder-Union West eG in Hamm findet am Dienstag, den 1. September 2020 statt. Auktionskataloge können bei der RUW unter 0251/9288-226 angefordert werden und stehen unter www.ruweg.de zum Download bereit.