Bullenselektion Holsteins (Schwarz/-Rotbunt)

Auf der männlichen Seite dient das Zuchtprogramm dem Zweck, Vererberbullen für die künstliche Besamung zu züchten, die aufgrund ihres Vererbungsprofils die gesteckten Zuchtziele gemäß den Wünschen der Mitglieder möglichst umfassend gerecht werden, die aber auch aufgrund ihrer nachhaltigen Zuchtwertzusammensetzung die genetische Basis dafür schaffen, die Lebensleistungen und die Futtereffizienz der Kühe in den Mitgliedsbetrieben der RUW stetig zu verbessern.

Zu diesem Zweck werden alle zur Verfügung stehenden Datenquellen genutzt, um in den führenden Holsteinzuchtländern wertvolle Zuchtprodukte zu selektieren. Die wichtigsten Hilfsmittel sind hierbei genomische und konventionelle Zuchtwerte und Leistungsprüfungsergebnisse sowie eine umfassende Analyse der genutzten Pedigrees und Kuhfamilien.

Zusammen mit fünf weiteren Verbänden wurde unter dem Namen PhönixGroup eines der größten Zuchtprogramme Europas geschaffen. Dazu gehört die nationale und internationale Selektion von jungen Top-Bullen mit hohen Zuchtwerten und ein gemeinsames Bullenangebot. Die RUW ist bei der Entwicklung des neue Zuchtprogramms federführend und bringt neben viel fachlichem Know-how eine enorm starke Zuchtbasis der heimischen Züchter in das Projekt ein. Die Kooperation hat für das Holsteinzuchtprogramm zusätzlich die positiven Effekte, dass sie zur Steigerung der Effizienz beiträgt und zur Kostenoptimierung führt. 

  • Selektion der Bullenväter

    Aufgrund der überragenden Bedeutung für die Übertragung des züchterischen Fortschritts wird der Selektion der Bullenväter im Besamungszuchtprogramm erheblicher Wert zugemessen. Hierzu wird die weltweite Holsteinpopulation regelmäßig intensiv analysiert und unter Berücksichtigung der aktuellsten Zuchtwertdaten eine gezielte Auswahl der Bullenväter unter den besten Bullen der Weltholsteinpopulation vorgenommen.

    Besonderes Augenmerk wird auf eine nachhaltige Vererbungsleistung im Sinne der stetigen Verbesserung der Lebensleistung und der Futtereffizienz gelegt sowie auf eine möglichst große Blutlinienvielfalt, um für die Zukunft ausreichend züchterische Möglichkeiten zu erhalten und die Inzucht in der heimischen Population zu minimieren. Hierzu gehört auch eine zahlenmäßige Begrenzung des Einsatzes einzelner Bullenväter, um eine hohe genetische Variation zu behalten.

  • Selektion der Bullenmütter

    Zum Zwecke der Erzeugung von Besamungsbullenkandidaten werden aus der weltweiten Holsteinpopulation herausragende Bullenmütter ausschließlich auf Basis deutscher genomischer Zuchtwerte selektiert. Die selektierten Bullenmütter, die in ihrer züchterischen Eignung möglichst optimal dem definierten Zuchtziel entsprechen müssen, werden nach Besichtigung durch die von der RUW eingesetzten Selektionskommissionen zur Anpaarung an die optimal geeigneten Bullenväter unter Vertrag genommen.

  • Anpaarung zur Erzeugung von Bullenkälbern

    Die für das Besamungsprogramm in Frage kommenden Kandidatenbullen aus dem In- und Ausland entstammen den gezielten Anpaarungen auf Basis computergestützter Anpaarungsprogramme, welche in der Lage sind, alle wirtschaftlich wichtigen Merkmale im Hinblick eines optimalen Zuchtfortschritts sowie die Minimierung der Inzuchtsteigerung zu berücksichtigen.

  • Selektion der Vererberbullen

    Sämtliche für das Besamungszuchtprogramm in Frage kommenden Kandidatenbullen werden typisiert und auf Basis ihres genomischen Zuchtwertes selektiert. Die Entscheidung über die Kriterien für den Ankauf und die Selektion von Kandidatenbullen liegt beim Vorstand und der Zuchtleitung der Rinder-Union West eG. Die angewendeten Selektionskriterien für die Auswahl von potentiellen Besamungsbullen haben das Ziel gemäß dem definierten Zuchtziel, ein möglichst hohes Selektionsdifferenzial in möglichst allen Einzelmerkmalen zu erreichen. Weitere wichtige Kriterien sind die genetische Vielfalt, deren Erhaltung durch möglichst viele unterschiedliche Abstammungen Rechnung getragen wird, sowie die Nutzungsdauer, die Leistung, die Gesundheitsmerkmale, das Exterieur, der Gesundheitszustand und der Hygienestatus des Kandidatenbullen.

    Im Alter von 10 – 12 Monaten werden alle vorselektierten Kandidatenbullen zur Herdbuchanerkennung vorgestellt. Für die Auswahl als Besamungsbulle werden hohe Exterieuranforderungen an den Kandidaten selbst gestellt. Da zwischen Geburt und Besamungseinsatz des Bullen viele neue Informationen über den Bullen selbst, seine Kuhfamilie, die Eltern und weitere Familienmitglieder angefallen sind, wird auf der Basis des aktuellsten Datenstandes vor dem Besamungseinsatz ein abermaliger Selektionsschritt vorgenommen. Diese letzte Selektionsentscheidung und das Spermaproduktionsvermögen des Bullen müssen strengsten Anforderungen standhalten, bevor der Bulle für den Ersteinsatz qualifiziert.

  • Genetische Merkmale

    Da alle potenziellen Bullenmütter- und Bullenväter-Kandidaten sich der SNP-Typisierung auf deutscher genomischer Basis unterziehen müssen, liegen neben den klassischen Zuchtwerten für jedes Tier auch Ergebnisse verschiedener genetischer Merkmale vor. Zwei herausragend positive Merkmale, die im Rahmen des Zuchtprogrammes der Rinder-Union West eG intensiv genutzt werden, sind der Rotfaktor (RDC = ReD Carrier) und das Hornlos-Gen (Pp/PP). Weitere genetische Merkmale, die zum Teil Einfluss auf die Selektion haben sind derzeit Beta-Kasein und Kappa-Kasein. Verschiedene heute bekannte Erbdefekte sind ebenfalls das Resultat der SNP-Typisierung und werden bei Selektion und Anpaarung berücksichtigt, wie z.B.: BLAD (Bovine LeukozytenAdhäsionsDefizienz), Brachyspina, CDH (Cholesterin-Defizit-Haplotyp), sowie die Holstein-Haplotypen 1 bis 5.

  • Rotbunt-Selektion

    In den Mitgliedsbetrieben der Rinder-Union West eG wird eine der weltweit bedeutendsten Rotbuntpopulationen gehalten. Um der speziellen Nachfrage nach qualitativ herausragenden rotbunten Vererbern gerecht zu werden, werden spezielle zuchttechnische Maßnahmen und finanzielle Anreize vorgenommen. Hierzu gehören:

    • Schwerpunktmäßige, weltweite Selektion von Rotfaktor-Genetik (RDC)
    • Systematische, gendiagnostische Untersuchungen auf RDC von schwarzbunten Bullenmüttern
    • Unterstützung des Embryotransfers seitens der Rinder-Union West eG von Top-Red Holstein- bzw. RDC-Jungrindern
    • Einsatz von Top-Red Holstein- und RDC-Bullenvätern auf Top-Schwarzbuntbullen-mütter zur Schaffung neuer RDC-Blutlinien
    • Import von RDC-Embryonen aus ausländischen Top-Red Holstein- und RDC-Familien zur Erzeugung von interessanten Kandidaten für das Zuchtprogramm
  • Hornlos-Selektion

    Ein weiterer Teilbereich der Selektion ist die gezielte Verbreitung des Hornlos-Gens in der Holsteinpopulation der Mitgliedsbetriebe sowie die Selektion von Merkmalsträgern dieses Gens mit einem hochstehenden Vererbungsvermögen für den Besamungseinsatz, um zwei wichtigen Aspekten in der Milchviehhaltung auf den RUW-Mitgliedsbetrieben,
    nämlich Tierwohl und Erleichterung des Managements, gerecht zu werden. Um der speziellen Nachfrage nach qualitativ herausragenden Hornlos-Vererbern nachzukommen, werden spezielle zuchttechnische Maßnahmen und finanzielle Anreize vorgenommen. Hierzu gehören:

    • Schwerpunktmäßige, weltweite Selektion von Hornlos-Genetik
    • Bonusbetrag im Rahmen der ET-Förderung für die Erzeugung eines hornlosen Bullenkalbes für das Zuchtprogramm
    • Einsatz von Top-Hornlosbullen auf Top-Gehörnte Bullenmütter zur Schaffung neuer Hornloslinien-Blutlinien
    • Import von Hornlos-Embryonen zur Erzeugung von interessanten Hornlos-Kandidaten für das Zuchtprogramm
  • Zucht auf Gesundheitsmerkmale

    Um der oben erwähnten Nachhaltigkeit des Holstein-Zuchtprogrammes noch besser nachzukommen, werden trotz noch geringer Heritabilität verschiedene Gesundheitsmerkmale aus den Bereichen Kälbergesundheit, Eutergesundheit, Klauengesundheit, Stoffwechselstabilität und Reproduktion, die einem Gesamtindex ‚Gesundheit‘ zusammengefasst werden, in der Selektion berücksichtigt.

    Die RUW bietet ihren Mitgliedsbetrieben im Zuge dessen den Service HerdScan an. Betriebe können die Tier ihrer Herde typisieren, also genomisch testen lassen. Genomische Zuchtwerte bei jedem Tier der Herde bieten enorme Vorteile und neue Möglichkeiten bei der Gestaltung des Herdenmanagements. 

    Klicken Sie hier, um  mehr über den Service HerdScan zu erfahren:

  • Selektionskriterien

    Bullen-Vorauswahl
    (Bedingung: Bullenmütter müssen typisiert sein; es werden keine Bullen aus nicht typisierten Mütter genomisch getestet.)

    SBT:    Eltern-PI-gRZG ≥ 145
    RBT:   Eltern-PI-gRZG ≥ 140
    Polled: Eltern-PI-gRZG ≥ 140

    Jungrinder-Vorauswahl für Typisierung auf RUW-Kosten
    SBT:    Eltern-PI-gRZG ≥ 135 bzw. 3-Väter-PI-gRZG ≥ 140
    RDC:   Eltern-PI-gRZG ≥ 130 bzw. 3-Väter-PI-gRZG ≥ 135
    RBT:   Eltern-PI-gRZG ≥ 130 bzw. 3-Väter-PI-gRZG ≥ 135
    Polled: Eltern-PI-gRZG ≥ 130 bzw. 3-Väter-PI-gRZG ≥ 135

    Bullenvertrag / ET-Förderung
    SBT:    gRZG ≥ 150
    RDC:   gRZG ≥ 140
    RBT:   gRZG ≥ 143
    Polled: gRZG ≥ 140

    Die oben aufgeführten Selektionsgrenzen sind Minimum-Kriterien, die immer in Bezug auf das Pedigree, der Abweichung der dGW zum PI, der Rangierung der Tiere mit gZW die Verfügbarkeit anderer väterlicher Halbgeschwister zu betrachten sind.

  • Zusammenfassung

    Das Zuchtprogramm der RUW ist auf Nachhaltigkeit und höchsten langfristigen Nutzen für alle Mitgliedsbetriebe angelegt. Ausrichtung, Struktur und Durchführung werden regelmäßig überprüft und nach neuesten Erkenntnissen optimiert.

Ansprechpartner

 Hartwig Meinikmann

Hartwig Meinikmann

Abteilungsleitung Zucht

T  +49 251 9288-266

M  +49 172 5353672

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  Daniel Coenen

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 Uwe Müller

Uwe Müller

Assistenz der Regionalleitung, BAP-Pro,
Zuchtprogramm (RP/S)

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