Dr. Kirsten Stemme, MSD Tiergesundheit, informierte darüber, wie man den Antibiotikaeinsatz in der Trockenstehzeit durch selektives Trockenstellen verringern kann. Dabei wird für jede Kuh entschieden, wie lange und womit sie trockengestellt werden soll, um die Eutergesundheit zu verbessern. Eine kostenlose Eutersafe-App von MSD bietet eine wissenschaftlich gestützte, tierindividuelle Behandlungsstrategie und hilft bei der Entscheidungsfindung bezüglich der Länge der Trockenstehzeit und des Einsatzes von antibiotischem Trockensteller und/oder Zitzenversiegler.
Philipp Wenz, Diplom Agraringenieur und selbständiger Berater für stressarmen Umgang mit Weidetieren, präsentierte das Low-Stress-Stockmanship, also eine Möglichkeit, wie einfach, effizient und sicher mit Herdentieren gearbeitet werden kann. Dabei werden die Zonen, die um ein Rind herum bestehen, genutzt, um Rinder durch kleine Bewegungen der treibenden Person, ruhig zu einem bestimmten Ziel hinzutreiben. Wichtig sei, die Übergänge von der neutralen zur Beobachtungszone und dann zur Bewegungszone festzustellen und den Balancepunkt an der Schulter des Tieres zu kennen.
Professor Dr. Alexander Starke, Leiter der Funktionseinheit Klauentiermedizin der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig, sprach über den Einfluss von Stoffwechselerkrankungen auf Klauengesundheit und Fruchtbarkeit. Besonders sensibel für Klauenerkrankungen sei die Transitperiode. Komme es in der Frühlaktation zu einer starken Fettmobilisation durch eine ausgeprägte negative Energiebilanz, reduziere sich auch das stoßdämpfende Fettpolster in der Klaue und die belastungsbedingten Klauenkrankheiten nehmen zu. Um Leistungseinbußen zu minimieren, lohne sich die Investition in einen für Landwirt und Kuh komfortablen Klauenstand. Denn wichtig sei es, die lahmen Kühe frühzeitig und konsequent zu behandeln und die Schmerzen umgehend zu lindern. Zudem sei bei einer hochgradig lahmen Kuh schnell mit Verlusten in Höhe von 500 Euro zu rechnen.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den Vortrag von Landwirt Michael Seegers aus Kalkar im niederrheinischen Landkreis Kleve. Er bewirtschaftet den Betrieb mit einem fest angestellten Mitarbeiter, Aushilfen und seiner Mutter, die das Kälbermanagement fest im Griff hat. Mit 200 Milchkühen melkt er mit drei Robotern und hat zusätzlich ca. 280 Stück weibliches Jungvieh und 15 Jungbullen in der Aufzucht. In seinem sehr lebhaften und mit reichlich Bildern und Zahlen ausgestatteten Vortrag machte er deutlich, mit welchen Problemen Landwirte in so einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegend wie dem Niederrhein wirtschaften. Auf der 135 ha bewirtschafteten Fläche wird absolut intensiv gearbeitet, da sonst die Pachtpreise, deutlich jenseits der 1.000 € Grenze, wirtschaftlich nicht vertretbar sind. Sein großer Vorteil war, dass er bereits zur Einführung der Milchquote aufgrund des vorher gebauten neuen Stalls eine beachtliche Quote zugewiesen bekommen hatte. Die Wachstumsschritte zum heutigen Stand waren nötig, sind jedoch immer in einem überschaubaren Rahmen durchgeführt worden. Er trifft die Feststellung, dass momentan ein Wachstum aufgrund der gegebenen Flächenknappheit am Niederrhein nicht mehr möglich ist. Hochinteressant waren seine Ausführungen zu seinen züchterischen Ambitionen und die stets überzeugende Leidenschaft mit der er Landwirt ist. Er rief die Beteiligten auf, sich aktiv in der Politik zu engagieren, denn sonst sieht er die große Gefahr, dass die Stadtbevölkerung, die eine enorme Entfremdung zur Natur und Landwirtschaft hat, bestimmt wie zukünftig Agrarpolitik gestaltet wird. Ein Aufruf, der große Zustimmung fand.
Gerd Grebener, Regionalleiter der RUW und Dr. Wolfgang Luft, Präsident der LTK, zeigten sich sehr zufrieden über die gemeinsame Veranstaltung.
Gerd Grebener