Nach vier Jahren Pause konnten sich in diesem Jahr endlich wieder begeisterte Züchter auf Deutschlands größter Milchvieh-Schau treffen. Unter dem Motto „Menschen, Kühe, Emotionen“ kamen Züchter mit ihren Kühen aus ganz Deutschland, sowie aus Österreich und Luxemburg in der Hessenhalle Alsfeld zusammen. Eine zentralere Location hätte es wohl kaum geben können. So waren auch die vorwiegend im Süden vertretenen Rassen dieses Mal stärker vertreten. Für die RUW gingen insgesamt 40 Kühe und 5 Jungzüchter an den Start. Wo sonst Messen, Konzerte oder auch Comedy-Shows stattfinden, herrschte nun auch unter Deutschlands Rinderzüchtern eine ausgelassene Stimmung.
Die Preisrichter Peter Stückler (Brown Swiss und Fleckvieh), Lambert Weinberg (Red Holstein und Jersey) sowie Thomas Hannen (Holstein und Angler) richteten die verschiedenen Rassen souverän, wobei die minimalen Unterschiede der Tiere den Richtern die Entscheidung nicht immer einfach machte.
RUW-Züchter bei Färsenklassen auf dem Vormarsch
Am Freitag eröffneten die Färsenklassen die German Dairy Show 2023. Diese Klasse verlief aus Sicht der RUW sehr erfolgreich. Einen beeindruckenden Klassensieg konnte die euterstarke Fleckvieh-Färse KFV Wep P von Stefan Kaufmann einfahren. Auch bei den Jerseys waren zwei Züchter aus dem RUW-Gebiet äußerst erfolgreich. Der Reservesieg ging an den Zuchtbetrieb Henkelmann, dessen Färse ZH Kentucky mit ihrem Vordereuter und viel Textur begeisterte. Die sehr jugendliche KFV Cinderella überzeugte mit viel Stil sowie einem hervorragenden Euter und bescherte ihren Besitzern Wiethege, Kaufmann und Spanier den Sieg in der Jersey-Färsenklasse.
Weiter ging die Erfolgssträhne der RUW-Züchter bei den schwarz- und rotbunten Holsteins. Jeweils den dritten Platz der schwarzbunten Holsteins konnten sich Easyglück von Wiewer, Wiethege und Köster sowie NH Barbara von Bernd Lohmann sichern. Die Richter waren bei beiden Färsen besonders von den exzellenten Eutern beeindruckt. Bei den Red Holsteins behauptete sich KOE Raindrop von der Köster KG und belegte einen starken zweiten Platz. Erst wenige Wochen in Milch konnte diese kapitale Färse den Preisrichter vor allem mit viel Länge und einem beeindruckenden Körper überzeugen. Auch die Siegerin der Red Holstein Färsenklasse darf nicht unerwähnt bleiben. Rosalie wurde im RUW-Gebiet von Josef Benning gezüchtet, war Siegerfärse auf der Schau der Besten und wurde auf dem diesjährigen Highlight Sale an Henrik Wille (MAR) verkauft. Zu einem hohen Niveau dieser Klassen verhalfen auch die 1c-platzierte THL Riga (Dierdorf GbR) und RUW Serena von Manfred Robert. Letztere war auf dem Highlight Sale 2023 die teuerste Färse. Mit ihrem starken Hintereuter und einer festen Oberlinie brauchte sie sich in dieser Klasse nicht vor anderen verstecken. Junior Supreme Champion über alle Rassen wurde die Holsteinfärse Loh Milana von Loh-an Holsteins (MAR).
Thomas Wiethege zeigt sich stark in der Rassenvielfalt
Für die Rasse Angler/Rotvieh gingen in diesem Jahr insgesamt 11 Kühe an den Start. Die RUW-Züchter konnten in dieser Kategorie einen vollen Erfolg einfahren. Einen sehr guten dritten Platz belegte Fleur von Wolfgang Abel. Den Reservesieg sicherte sich Red Lady von der Boehl-Melbach GbR. Diese sehr ausbalancierte rote Färse machte vor allem mit einem sehr hoch aufgehängten Hintereuter auf sich aufmerksam. Den 1a Platz in ihrer Gruppe holte sich Wolke von Thomas Wiethege mit ihrer starken Vorderhand, äußerst korrekten Fundamenten und einem Euter ohne Tadel. Auch bei der Siegerauswahl überzeugte sie Richter Thomas Hannen und setzte sich gegen die ebenfalls sehr guten Tiere aus dem Anglerstammgebiet als Siegerin durch.
Als sei das nicht schon genug, setzte Thomas Wiethege noch einen drauf. Jerseykuh WIT Jambalaya bestach in ihrer Gruppe schon mit einer unglaublichen Eleganz und setzte sich dort an die Spitze. Der Züchter hatte sich nicht zu früh gefreut, denn auch in dieser Siegerauswahl hieß die Spitzenkuh WIT Jambalaya. Lambert Weinberg kommentierte die Kuh mit den Worten „hervorragend in allen Merkmalen“. Da wunderte es nicht, dass Jambalaya auch noch Grand Champion wurde. Auf den dritten Platz stellte der Preisrichter Veronie (Wiethege, Lüpsche, Kollenberg) aufgrund ihres enorm drüsigen Euters, der festen Fesselung und einer hervorragenden Bewegung.
Holstein Klassen auf Champions League-Niveau
Bei den mehrkalbigen Holstein Kühe waren die Preisrichter wahrlich nicht zu beneiden. Nuancen trennten die Schautiere voneinander und so war die Spannung unter den Zuschauern und Züchtern grenzenlos. Unter den Zweitkalbskühen gingen eine 1c-Platzierung sowie der Reservesieg ins Hause Wiewer. Reservesiegern WR Romance brillierte dabei mit ihrem sehr korrekten Euter, hervorragender Strichplatzierung sowie ihrer Eleganz. Einen beeindruckenden Anblick bescherten den Zuschauern auch die grandiosen Lebensleistungskühe. Für das Zuchtgebiet der RUW gingen Sungirl (Christa Ewig), Hailey und WIT Alina (Thomas Wiethege), KOE Lolli (Silke Engbring) und KOE Ariane (Lüpschen GbR) in den Ring.
Bei den schwarzbunten Holsteins konnten in der Klasse der Kühe mit zwei Kalbungen die Betriebe Bange und Lohmann jeweils eine 1d-Platzierung erzielen. Die Kühe konnten mit ihren verschiedenen Qualitäten auf sich aufmerksam machen und komplettierten diese Klasse eindrucksvoll. In den älteren Klassen zeigten die vorgeführten Schaukühe mal wieder, dass Alter und Schönheit in Perfektion einher gehen können. In der Klasse mit drei Abkalbungen konnte die Köster KG einen Erfolg einfahren. Mit viel Stil und einem tadellosen Fundament bewegte sich Searose mit Eleganz durch den Ring. Ursprünglich wurde sie von der Köster KG auf der Auktion in Hamm erworben. Der professionelle Käuferblick hat letztendlich zum erfolgreichen Reservesieg in ihrer Klasse geführt. Bei den Lebensleistungskühen zeigten die RUW-Züchter Nosbisch Holsteins, Ludger Wiewer, Lüpschen GbR, Thomas Wiethege und Norbert Wendling, was alles möglich ist. Nosbisch Holsteins belegten mit NH Finja den 1a-Platz in ihrer Gruppe. Eine weitere 1a-Platzierung konnte der Betrieb Wiewer erzielen. Leonie Wiewer setzte die sehr typvolle Kuh WR Doro gekonnt in Szene, sodass an der Tochter von Europasiegerin WR Diana kein Vorbeikommen war. Der Sieg in dieser Kategorie musste jedoch an RZB Liza der RS Strudthoff GbR (MAR) abgetreten werden.
Für einen stimmungsvollen Höhepunkt sorgte noch die Wahl der rasseübergreifenden Supreme Champions. Die mit Rücksicht auf das Tierwohl ausgemolkenen Sieger aller Rassen präsentierten sich noch ein letztes Mal den Preisrichtern. Thomas Hannen kürte Hostein Kuh Elina von Hormann/Wilcor Holsteins (MAR) zum Supreme Champion der diesjährigen German Dairy Show.
Neben vielen prüfenden Blicken auf die einzelne Kuh wurde im Rahmen der German Dairy Show auch der Management Award für besondere Lebensleistungen und Zuchtfortschritt verliehen. Den Management Award auf Bundesebene der großen Betriebe ging an Martin Vruggink. Der Betrieb mit 807 Kühen hat eine durchschnittliche Leistung von 12.331 kg Milch. Das durchschnittliche Abgangsalter liegt bei 6,3 Jahren. Eine beeindruckende Leistung, die mit diesem Award geehrt wird.
Fazit
Am Ende der Veranstaltung kann man von einer gelungenen Schau am neuen Standort Alsfeld sprechen. Die Stimmung unter den Züchtern war gelöst und auch zwischen den Verbänden herrschte bestes Miteinander, was am Züchterabend deutlich zu spüren war.
Wir gratulieren den RUW-Züchtern zu ihren Schauerfolgen und danken ihnen für ihren engagierten und leideschaftlichen Auftritt bei der German Dairy Show.