RUW-Fruchtbarkeitsseminar im LWZ Haus Düsse und im Regionalzentrum Fließem

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    Das Fruchtbarkeitsseminar im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse ist gut besucht.
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    Zu sehen sind die Referenten des RUW-Fruchtbarkeitsseminars 2017 im LWZ Haus Düsse: Agr. Ing. Klaucke, Sauerlandmilch GbR, Tierarzt Franz-Josef Zimmer, Dr. H. Hauschulte, RUW Soest, Agr. Ing. Andreas Pelzer, LWZ Haus Düsse, Dr. H. Thoms, Elanco Deutschland GmbH, Dr. P. Zieger, Diamond V (v.l.).
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    Aufmerksam hören die interessierten Besucher den Referent bei Ihren Vorträgen im Regionalzentrum Fließem zu.

Transiterkrankungen – wie kann ich den Gesundheitsstatus meiner Herde managen?

Dr. Holger Thoms, von der Elanco Deutschland GmbH, referierte über die  Vital 90TM Days, den kritischen Zeitraum vom Trockenstellen einer  Milchkuh, ca. 60 Tage vor der Abkalbung, bis hin zur Frühlaktation, etwa 30 Tage nach der Kalbung. Die große Herausforderung in dieser  Phase liegt im Management der negativen Energiebilanz, welche im direkten Zusammenhang mit einer Immunsuppression, deutlich vor der Abkalbung steht. Eine Reduktion der Funktion, Anzahl und Aktivität der weißen Blutkörperchen, erhöht die Anfälligkeit der Kühe gegenüber Transiterkrankungen.

Wie können die Folgen einer Immunsuppression minimiert werden?

Einerseits durch Kuhfaktoren, unter besonderer Berücksichtigung der Stressvermeidung. Stall/Haltung ist der größte Faktor, der die Folgelaktation beeinflusst. Andererseits durch Monitoring von Erkrankungen, Identifizierung von Risikofaktoren und Handeln.

Transitphase – jeder Bissen zählt! – Erfolgsrezept TMR-Audit

Der Titel dieses Vortrags, von Dr. Peter Zieger, Diamond V, hätte nicht treffender gewählt werden können.

Laut einer aktuellen Kanadischen Studie beträgt der Verlust  bei Futterselektion 72 Cent/Kuh/Tag.

Der Dreh- und Angelpunkt in der Transitphase ist die Futteraufnahme. Jeder Bissen zählt! Die Optimierung des Anschiebemanagements, wodurch die Futterverfügbarkeit gewährleistet wird, ist hierbei  von größter Bedeutung.

Futternester sind tunlichst zu vermeiden. „Der größte Feind der TMR ist das Selektieren!“

Weitere Faktoren, die zur Senkung der Futterselektion und zur Steigerung der Futteraufnahme beitragen,  sind, Stressvermeidung, TMR Variationsminimierung  (Beachtung der 11 Misch-Regeln-Basics), der Futtermeister, als menschliche Komponente, TMR-Tracker, Konstante Vermahlung von Getreide und Mais, routinemäßige technische Kontrolle des Futtermischsystems, Überdachung der  Futterküche, Futtertischrenovierung ( 30 €/m2).

Eine hilfreiche Unterstützung zur Optimierung des Futtermanagements kann ein Audit, sprich ein 24 Stunden Protokoll, sein.

Transitstall – bauliche Lösungsansätze für einen erfolgreichen Start in die Laktation

Diesem Thema widmete sich nach der Mittagspause Andreas Pelzer vom LWZ Haus Düsse. Zu Beginn seines Vortrags definierte er den Zeitraum der Transitphase in Bezug auf die Haltung, vom Tag der Trockenstellung bis ca. 4-6 Tage nach der Abkalbung. Zudem wies er darauf hin, dass  Transitkühe nicht mit Special Need Kühen gleichzustellen sind. Optimaler Weise unterteilt man Transitkühe in zwei Gruppen, Trockensteher und Frischabkalber. Ab einer entsprechenden Betriebsgröße,  können bei den Trockenstehern  nochmals zwei Untergruppen gebildet werden, Trockensteher eins (Kühe) und  Trockensteher zwei (Färsen).

Bei der Konzeption eines Transitstalles sollte „Smart Barning“ im Fokus stehen.  Für Transitkühe heißt das, die auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmte Haltung unterstützt  eine größtmögliche  Regeneration von der Laktation und der späteren Abkalbung. Eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist Bewegung. Aus diesem Grund kalkuliert man bei einem Transitstall für 60 Kühe, 16 Plätze und zwei Abkalbeboxen.  Anstrebenswert sind zudem separate Boxen für kranke und Special Need Kühe.  Als Einstreumaterial wird hygienisch einwandfreies Stroh präferiert. Zur Stressvermeidung sollten die Gruppen weniger als 1x/Woche umgruppiert werden. Studien belegen, dass eine Umgruppierung der Tiere Stress erzeugt, was in der Reduktion der  Wiederkauaktivität sichtbar wird.

Der  aktuell bevorzugte Transitstall ist der 2-Reiher, in dem die Kühe mit dem Kopf zur Wand liegen. Die Liegeboxengröße sollte  2,80m x 1,30m betragen.  Für die Laufgänge, ohne Sackgassen und mit freiem Zugang für Mitarbeiter, wird eine Breite von 3m und 4,20m empfohlen. Das Maß für die Futtertischbreite liegt bei 5,70m mit  75 cm Fressplatzbreite. Freier Zugang zu Tränken mit hygienisch einwandfreiem Wasser muss ebenfalls gewährleistet sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Optimierung des Stallklimas, hier insbesondere die Vermeidung von Hitzestress. Ein Curtain sollte zu maximal 90% verschließbar sein.

Spezielle Anforderungen an Abkalbebuchten

·         Rastermaß 4m bei Strohbuchten mit 4 Kühen

·         Treibgänge sollten unabhängig vom Aufenthaltsbereich sein

·         Integrierte, frei zugängliche, geschlossene Ecke mit Sichtkontakt zur Gruppe

·         Mit viel hygienisch einwandfreiem Stroh, dick einstreuen

·         Hygiene!!! Insbesondere Kälber sollten nicht mit Kot in Berührung kommen

·         Trennung Kalb-Kalbin sollte möglichst stressarm verlaufen                                                                                        

 

Fruchtbarkeitsdialog – gemeinsam mehr erreichen! – Ein Praxisbeispiel, wie tierärztliche Herdenbetreuung und moderne Milchviehhaltung heute funktionieren

Die Dialogpartner Johannes Klaucke, Sauerlandmilch GbR und Tierarzt Franz Zimmer, Kuhkraft, arbeiten mit Erfolg seit mehreren Jahren zusammen.

Sauerlandmilch GbR: 229 Kühe, 213 Tiere weibl. Nachzucht, 4 Melkroboter, Herdendurchschnitt in 2017   12.357 kg Milch und Datensammlung

Kuhkraft: 5 Tierärzte, spezialisiert auf Betreuung v. Milchviehbetrieben, strenge Taktung eines 14-/28-tägigen Besuchsintervalls, Datenauswertung

Für beide Referenten steht die Frage im Vordergrund „Wo beginnt Fruchtbarkeit?“ Übereinstimmend erklären sie „beim Futter“. Hochwertiges Grundfutter mit guter Verdaulichkeit ist der entscheidende Faktor. Die Basis hierfür ist regelmäßige Grünlandpflege und Sortenwahl. Das Mähintervall beträgt 28 Tage. Besonderes Augenmerk wird auf die Verdichtung des Silierguts gelegt.

Der Rationsaufbau ist faserbasiert (NDF). Stroh wird gemahlen, um Futterselektion zu vermeiden. Durch ein 2016 angeschafftes automatisches Fütterungssystem  wird den Kühen 14x/Tag frische TMR vorgelegt. Die regelmäßige Kontrolle des Futtermischsystems gehört zur Routine. Die Futtermittelkosten pro l Milch werden mit 11,5 Cent angegeben, die für Trockensteher 1,60€ bis 2,00€ pro Tag.

Besondere Aufmerksamkeit wird den Transitkühen gewidmet. Stressvermeidung ist oberstes Gebot. Überbelegung ist ein Tabu. 7er Gruppen, worunter auch reine Färsengruppen sein können, bleiben bis zur Abkalbung des letzten Tieres zusammen, um Stabilität zu gewährleisten. Eine integrierte, frei zugängliche Ecke mit Sichtkontakt zur Gruppe und eine Krabbelbox sind im Abkalbebereich vorhanden. Ventilatoren sorgen für ein angenehmes  Stallklima.

Zum Monitoring von Stoffwechselrisiken wird die ultraschallgestützte RFD-Messung, im 4 Wochen Rhythmus,  herangezogen. Problemtiere können auf diese Weise bereits im Trockenstand erkannt werden. Ebenfalls lassen sich Rückschlüsse auf die Futterration ziehen, so dass die Rationsgestaltung angepasst werden kann.

Alle Referenten machten deutlich, dass Tierwohl in direktem Zusammenhang mit der Leistung unserer Milchkühe steht. Optimierung der Haltung, insbesondere der Stressvermeidung und des Futtermanagements, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Tiere in den einzelnen Produktionsphasen, zahlen sich aus.

Dr. Hugo Hauschulte