Die RUW-Jungzüchter sind aus dem Allgäu zurück

Allgemeine NewsJungzüchter

Auch in diesem Jahr haben wir wieder eine spannende Jungzüchterfahrt geboten bekommen.

Am Donnerstag startete der Bus bereits sehr früh in Richtung Süden. Nach mehreren Zustiegsmöglichkeiten waren wir vollständig und alle Jungzüchter freuten sich auf die Mehrtagesfahrt ins Allgäu.

 

Zuchtbetrieb Mox (Markus Mock) in Baden-Württemberg

Unser erstes Ziel war der Milch- und Zuchtviehbetrieb der Familie Mock in Markdorf in Baden-Württemberg. Der Betrieb befindet sich 5 km entfernt vom Bodensee und liegt auf 430 m Höhe. Diese Region zeichnet sich vor allem durch ihr beeinflusstes Klima des Sees aus und eignet sich dadurch hervorragend für Kernobst. Milchviehhaltung ist an diesem Standort eher selten. Der Familienbetrieb hält 130 Milchkühe plus Nachzucht. Zurzeit werden 110 Milchkühe von zwei Melkrobotern der Firma DeLaval gemolken. Die produzierte Milch wird zum einen an die Molkerei abgeliefert und zum anderen über eine Milchtankstelle auf dem Hof direkt vermarktet. Der Stall zeichnet sich durch hohen Kuhkomfort aus. Die Liegeboxen werden zweimal wöchentlich mit einer Mischung aus separierter Gülle, Stroh und Kalk eingestreut. Die Abtrennungen der Tiefboxen waren elastisch und eignen sich daher sehr gut für größere Kühe. Der Betrieb bewirtschaftet  eine Fläche von 140ha. Davon werden 80 ha als Ackerbau betrieben. Diese teilen sich in 40 ha Mais und 40 ha Getreide auf. Die Außenwirtschaft wird fast vollständig durch einen Lohnunternehmer bearbeitet, da der Betriebsleiter sein Augenmerk auf die Arbeit mit den Kühen legt.

Der Betriebsleiter Markus Mock betreibt mit sehr viel Leidenschaft und Engagement seine Zucht. Er konnte bereits zahlreiche Titel auf verschiedenen Schauen erreichen. Von diesen Tieren konnten wir uns live bei der Betriebsbesichtigung überzeugen. Der Betrieb legt hohen Wert auf Tierwohl und nachhaltige Landwirtschaft.

Mit diesem Betrieb hatten wir einen beeindruckenden Start in die diesjährige Jungzüchterfahrt.

 

Firma Pfanzelt Maschinenbau

Nach einem sehr vielfältigen Frühstück am Freitagmorgen, ging es zur ersten Besichtigung. Es führte uns zur Werksführung der Firma Pfanzelt Maschinenbau GmbH Forsttechnik in Rettenbach am Auerberg. Die Firma wurde bereits vor 26 Jahren gegründet und stetig weiter entwickelt und expandiert. Pfanzelt stellt hauptsächlich: Seilwinden, Rückewagen, Krahn, Forsttraktoren uvm her. Die Tochter – Regina Pfanzelt – führte eine sehr interessante Betriebsbesichtigung von der Schweißerei, über die Lackiererei, Span- und Montagebereich bis hin zur Fertigung durch. Auffällig war, dass die Firma Handarbeit und Innovation miteinander kombiniert. Pfanzelt stellt alle Teilstücke selbst her, dies macht sie unabhängig von anderen Firmen. Besonders erwähnt die Tochter auch, dass sie durchaus Maschinen anschaffen, um die Arbeit für die Mitarbeiter zu erleichtern, dennoch kann auf Fachkräfte nicht verzichtet werden. Eine Maschine funktioniert nur so gut, wie sie auch von einer Person programmiert wurde und stetig überprüft wird.

Zu der neusten Innovation zählt die selbstfahrende Seilwinde – MORITZ. Moritz ist ausgestattet mit einem 35PS Motor und dient für die Fällung von gefährlichen Bäumen, für die Arbeiten in Steillagen und auf schwer befahrbaren Böden. Das Gerät kann über eine Fernsteuerung von einer Person aus sicherer Entfernung bedient werden. Das zeigt, dass die Pfanzelt Maschinbau GmbH nicht stehen bleibt und immer nach neuen Ideen sucht und diese verwirklicht.

Zudem ist die Firma Pfanzelt auch in der Ausbildung aktiv. Derzeit sind dort 18 Auszubildende in den verschiedenen Berufen beschäftigt: Feinmechaniker, Mechatroniker, Bürokaufmann, Elektrotechniker.

Bemerkenswert war auch, dass Sie nachhaltig produzieren. Demnach arbeitet die Firma viel mit erneuerbarer Energie. Dazu zählt die Solartechnik auf dem Dach aber auch die Versorgung mit Fernwärme von einem Nachbarlandwirt.

Anschließend ging es noch zu den Werken von FENDT in Marktoberdorf. Nachdem alle Jungzüchter das Forum durchlaufen und sich im Fanshop eingedeckt hatten, konnte die Fahrt fortgesetzt werden.

 

Berghof Babel in Wald

Als nächsten Programmpunkt stand die Betriebsbesichtigung vom Berghof Babel in Wald an. Dort angekommen, gab es zunächst ein Mittagessen mit traditionellen Käsespätzle. Der Betrieb Babel besteht aus verschiedenen Betriebszweigen. Hierzu zählen die Gastronomie mit Hotel, die eigene Hofkäserei und Brauerei und nicht zu vergessen der Milch- und Zuchtviehbetrieb. Jeder Zweig wird von einem Bruder der Familie Babel geleitet. Nach der Stärkung begannen wir mit der Führung durch den landwirtschaftlichen Betrieb. Tobias Babel hält dort 80 Milchkühe der Rasse Braunvieh. Diese werden mit einem Melkroboter als Doppelbox der Firma DeLaval gemolken. Das Besondere an der Fütterung war, dass die Milchkühe im Winter eine Heuration erhalten und im Sommer stetig frisches Gras. Die Heuration besteht lediglich aus Heu, Wasser und Getreide und wird alle vier Stunden frisch gemischt und vorgelegt. Das Futter wird selbst produziert und nach einem Tag auf eine eigene Heutrocknung gebracht. Die Trocknung wird mit warmer Luft aus der Hackschnitzelheizung versorgt. Dadurch bleibt die Energie im Gras erhalten. Mit diesem hochwertigen Grundfutter erreicht der Betrieb Babel eine Leistung von 8.500-9.000 Liter/Kuh mit 4,3% Fett und 3,7% Eiweiß. Außergewöhnlich für uns war, dass die Jungrinder mit einem Alter von sechs Monaten im Mai auf die Alpen getrieben werden und dort bis Ende September verbleiben. Weiterhin ist der Betrieb züchterisch sehr aktiv und auch auf den Schauen sehr erfolgreich. In der Zucht verwendet er ca. 30% genomische Bullen und 70% töchtergeprüfte Bullen.

Ein weiterer interessanter Gesichtspunkt ist, dass gegen die hohen Ausschachtungskosten unter einem Teil des Milchviehstalls ein Schweinestall eingerichtet wurde. Hier werden 50 Schweine herangezogen. Das Ziel des Familienbetriebes war es, den Kreislauf im Betrieb zu schließen. Demnach wird das Fleisch in der Gastronomie des Hotels verwendet und auch teilweise im eigenen Hofladen vermarktet.

Anschließend folgte die Besichtigung der hofeigenen Käserei. Hier werden 2.000-2.500 Liter Milch alle zwei Tage verarbeitet. Insgesamt werden 13 verschiedene Milchprodukte hergestellt. Diese werden über nahegelegene Dorfläden, den eigenen Hofladen und über einen Online-Shop vermarktet. Natürlich werden diese Produkte auch in der Gastronomie auf dem Betrieb verwendet.

Zudem wird auf dem Betrieb Babel zweimal pro Woche Bier gebraut. In diesem Bereich werden drei verschiedene Sorten produziert: Helles Bier, Bockbier und Weizenbier. Nach der Führung konnten wir uns bei einer Verkostung sowohl von den verschiedenen Käsesorten, als auch von den verschiedenen Biersorten überzeugen.

Ein bisschen Kultur gehört zu jeder guten Fahrt dazu. Also ging es nach der Betriebsbesichtigung noch kurz zu Schloss Neuschwanstein und Schloss Hohenschwangau. Dabei konnten wir auch die Aussicht über den Alpsee genießen.

 

Betrieb Müller in Oberostendorf

Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf den Weg zum Betrieb von Familie Josef & Caroline Müller nach Oberostendorf. Dieser Betrieb erzielte letztes Jahr den Titel „Landwirt des Jahres 2018“ in der Kategorie Milchviehbetrieb. Josef Müller hält derzeit 100 Milchkühe der Rasse Braunvieh. Diese werden in einem Doppel-6er-Side-by-Side Melkstand gemolken. Es wir eine Milchleistung von 9.000kg Milch mit 4,4% Fett und 3,6% Eiweiß erreicht. Das Jungvieh wird nur in den Wintermonaten im Stall gehalten. Alle Tiere ab 7 Monaten gehen im Frühjahr auf die Alm. Dies wird als sogenannte Älpung bezeichnet. Die Fütterung wird vollständig überbetrieblich durchgeführt. Mit 17 weiteren Betrieben besteht eine Futtergemeinschaft. Diese Futtergemeinschaft hat drei Angestellte und Futtermischwagen bestellt, welche die Fütterung auf den Betrieben durchführen. Zudem ist der Betrieb Müller züchterisch sehr aktiv. Mit seiner RIHANA erzielte er den Titel „Bayernsiegerin 2016“. Dieser Titel wird nur alle fünf Jahre vergeben. Auf regionalen und überregionalen Tierschauen ist er sehr erfolgreich.

Neben den Milchkühen betreibt die Familie eine Biogasanlage. Die Wärme und Energie wird für den eigenen Betrieb genutzt, aber auch für Häuser im Dorf.

Weiterhin ist er ehrenamtlich in der Politik, aber auch in Fachverbänden sehr aktiv, um die Landwirtschaft nach außen zu vertreten. Er appellierte an alle Jungzüchter sich ehrenamtlich zu betätigen. Auffällig war, dass Familie Müller sehr großen Wert darauf legt, dass neben der Arbeit auch genug Freizeit für sich und ihre beiden Kinder bleibt. Er lebt frei nach dem Motto: „Wenn‘s nicht einfach geht, geht’s einfach nicht!“

Anschließend gingen wir zusammen im Ort in einer Gaststube traditionell Mittag essen.

 

Betrieb Klöck & Hartmann GbR in Bidingen

Dieser Betrieb ist ebenfalls ein reiner Famillienbetrieb in der vierten Generation. Er stellt sich mit vielen Betriebszweigen auf, für die jeweils eine Person verantwortlich ist. Zum einen gibt es den Zweig „Legehennenhaltung“. Hier werden 900 Legehennen in einem Mobilstall und 1.100 Legehennen in Bodenhaltung gehalten. Die Eier werden über zwei Wochenmärkte, zwei Dorfläden und ab Hof vermarktet. Ein weiterer Betriebszweig ist die Biogasanlage mit 175 kWh. Diese wird betrieben mit Futtermitteln vom Hof, Futterresten, Mist und Gülle. Die gesamte Wärme wird für den Hof genutzt. Somit wird auch die Trocknung von Soja, Heu, Zwiebeln und Hackschnitzeln mit der Wärme der Biogasanlage versorgt. Der dritte Betriebszweig ist der Ackerbau. Außer das Häckseln von Gras und Mais, erfüllt die Familie alle anfallenden Arbeiten selbst und mit eigenen Maschinen. Als letzten Betriebszweig konnten wir die Milchviehhaltung der Rasse Jersey besichtigen. Die 60 Milchkühe werden in einem Boxenlaufstall gehalten und mit einem Melkroboter der Marke DeLaval gemolken. Sowohl die Rinder, als auch die Kühe haben einen Laufhof. Gefüttert wird eine totale Mischration. Der Zuchtbetrieb setzt viel gesextes Sperma ein. Ein Grund dafür ist, dass die männlichen Jersey-Kälber fast nicht zur Mast vermarktet werden können. In der Zucht setzen sie auf Sperma aus Dänemark. Die weibliche Nachzucht wird vollständig aufgezogen und zum Teil als frischmelkende Färsen vermarktet. Auf regionalen Tierschauen ist der Betrieb Klöck & Hartmann ebenfalls aktiv.

Nach der Betriebsbesichtigung ging es wieder zurück Richtung Hotel und in den gemütlichen Teil über.

 

Viehschau der BZG Oberallgäu-Nord

Nachdem alle Koffer im Bus verstaut waren, ging es am Sonntagmorgen Richtung Allgäuhalle. Dort fand die regionale Viehschau der BZG Oberallgäu-Nord statt. Hier wurden verschiedene Altersklassen der Rasse Braunvieh und zwei Klassen der Rasse Holstein vorgeführt und gerichtet. Im Rahmen dieser Schau fand auch ein kleiner Bambino-Wettbewerb statt. Die Kinder führten mit viel Elan ihre „Braunvieh-Kälble“ im Ring vor. Auch die Stalltafeln der Kälber waren von den Kindern selbst kreativ gebastelt.

Es war sehr interessant zu sehen, wie andere Regionen ihre Tierschauen veranstalten.

Anschließend machten wir uns auf den Weg Richtung Heimat.

Es war wieder eine sehr tolle und gelungene Jungzüchterfahrt. Ein großes Dankeschön geht an den Organisator Heinrich Schulte, der wie immer ein spannendes und sehenswertes Programm aufgestellt hat.

 

Heinrich hat wieder die besten Eindrücke mit seiner Kamera festgehalten.

 

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