RUW-Jungzüchter in Ungarn
Während der Busfahrt zum Hotel stellte sie uns einige wichtige Sehenswürdigkeiten Budapests mit deren geschichtlichen Hintergründen vor. Sie erzählte von den bekannten Brücken, welche die Donau überqueren und die Stadt in zwei Seiten unterteilen zum einen die hügelige Buda-Seite und zum anderen die ebene Pest-Seite. Budapest ist als Hauptstadt die größte Stadt Ungarns. In ihr wohnen 2,3 Mio. der insgesamt 10,7 Mio. Einwohner des Landes, die sich selbst als Magyaren bezeichnen.
Am Freitagmorgen empfing uns Herr Balogh von der Besamungsstation BOS Genetik. Dort erhielten wir einige grundlegende Kennzahlen zur ungarischen Milchproduktion. Insgesamt gibt es in Ungarn 147 000 Kühe, von denen fast alle im Herdbuch erfasst sind. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 350 Kühe/Betrieb. Die Leistung der Herdbuchbetriebe liegt im Schnitt bei 8 700 kg. Derzeit wird in Ungarn ein Milchpreis von 25-28 Cent/kg erzielt, größere Betriebe können auch Milch zu besseren Konditionen nach Italien exportieren. Im Schnitt der letzten Jahre läge der Milchpreis jedoch bei 21-25 Cent/kg. Abschließend wurden der Gruppe bei BOS-Genetik noch drei Jungbullen vorgeführt.
Beeindruckende Betriebsbesichtigungen
Nach dieser Bullenparade begleitete uns Herr Balogh zum ersten Milchviehbetrieb, wo er die Ausführungen des Betriebsleiters übersetzte. Dieser Betrieb, eine Aktiengesellschaft mit Hauptaktionären aus der Schweiz, bewirtschaftet 560 ha und 1 200 HF-Tiere mit derzeit 637 melkenden Kühen. Die durchschnittliche Jahresleistung des Betriebes liegt bei 8 000 kg. Die Ackerflächen dienen dem Betrieb hauptsächlich zur Futterproduktion, es werden 100 ha Weizen, 150 ha Luzerne, 60 ha Sorghum und 250 ha Mais angebaut. Gras wird auf Grund der niedrigen Jahresdurchschnittsniederschläge von 550 mm nur selten angebaut. Die Erträge liegen nach Angaben des Betriebsleiters bei 40-45 t FM/ha Silomais, 10 t Heu/Luzerne und 4-5 t/ha beim Weizen. Der Betrieb wird derzeit von 44 Mitarbeitern bewirtschaftet. Die Kühe werden in mehreren parallel zueinander stehenden Ställen gehalten, die an einem Treibweg zum Melkstand lagen. Die Ställe sind als Doppel-Zweireiher mit außen liegendem Futtertisch ausgeführt, die planbefestigten Laufflächen werden per Schlepper entmistet und die Liegeboxen mit reichlich Stroh eingestreut. Den Kühen steht bei trockenem Wetter ein Auslauf zur Verfügung. Gemolken werden die Kühe in einem 2x2x12 Fischgräten Melkstand, in jeder Melkgrube arbeiten zwei Personen, so dass die Melkzeit für über 600 Kühe nur 2,5 h beträgt. Das Jungvieh wird zuerst in Einzelhütten und später in Gruppen auf Stroh gehalten, mit 14-16 Monaten werden die Jungrinder belegt.
Nach der Betriebsbesichtigung stand eine kleine Sightseeing-Tour mit Besuch der Markthalle in Budapest auf dem Programm und anschließend ein Abendessen mit einer Weinverkostung in einem urigen Weinkeller mit ungarischer Musik.
Am Samstagmorgen stand erneut eine Betriebsbesichtigung auf dem Programm. Dieser Betrieb war gerade in der Bestandsaufstockung von derzeit 950 Kühen sollen zukünftig 1.200 Kühe gehalten werden, die Aufstockung erfolgt mit eigener Nachzucht, deshalb wird bei den Färsen gesextes Sperma eingesetzt. Die Jahresdurchschnittsleistung liegt zur Zeit bei 9 300 kg/Kuh, wobei der Betriebsleiter jedoch nicht den größten Wert darauf legt, die Jahresdurchschnittsleistung zu steigern, sondern die Lebensleistung zu erhöhen. Zur Futterproduktion bewirtschaftet der Betrieb derzeit 1 000 ha Ackerland. Der Betrieb wird von 44 Mitarbeitern bewirtschaftet, zusätzlich sind 35 Mitarbeiter in der hofeigenen Molkerei beschäftigt, dort werden Käse, Sahne, Butter und Joghurt hergestellt. Diese Produkte werden über Lieferwagen im nahen Budapest verkauft. Die übrige Milch wird an eine Molkerei geliefert. Der Betrieb verfügte über ein ausgezeichnetes Management und hatte für die melkenden Kühe zwei komplett neue komfortable Ställe mit je 544 Liegeboxen gebaut. Nach der informativen Führung über den Betrieb gab es noch eine Kostprobe von den selbst erzeugten Milchprodukten.
Am Samstagmittag stand dann der Besuch des historischen und größten Thermalbades Széchenyi in Budapest auf dem Programm.
Sonntags haben wir dann das „Sissi“-Schloss in Gödöllö besucht. Dieses historische Schloss, welches die Kaiserin Elisabeth und Franz Josef von Österreich zu ihrer Krönung als Geschenk von den Ungarn erhielten, wird seit 1985 renoviert, nachdem es im 2. Weltkrieg für andere Zwecke genutzt wurde. Das Mittagessen wurde nach einer Reitvorführung auf dem Gestüt der weltberühmten, siebenfachen Weltmeister in Zwei- und Vierspänner- Fahren den Lazar Brüdern eingenommen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Budapest ging dann der Flieger wieder zurück nach Köln-Bonn.
Ein großer Dank ist zum einen den Organisatoren vor Ort, insbesondere Herrn Balogh von der BOS-Genetik, für die gute Reiseleitung und Übersetzung und zum anderen Herrn Schulte für die tolle Planung auszusprechen. Heil zurück gekommen, hätte sich am liebsten schon jetzt die gesamte Gruppe für die nächste RUW-Jungzüchterfahrt 2012 angemeldet.
Unser deutscher Reiseleiter Heinrich Schulte hat wieder die schönsten Momente in Bildern festgehalten. Die sehenswerte Galerie ist unter folgendem Link zu finden: fotoalbum.web.de/gast/hein.schulte/11_RUW-JZ-Fahrt_Budapest
Christoph Hoffmanns